„Lass dich stets von dem Licht des Wissens und der Weisheit leiten, um die Zukunft zu gestalten – die Zukunft deines Landes und die Zukunft der Welt”, sagte einst der ägyptische Nobelpreisträger für Chemie, Ahmed Zewail. Seine Forschung über die Übergangszustände von chemischen Reaktionen durch Femtosekunden-Spektroskopie markieren einen großen Fortschritt in der medizinischen Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln. So möchte auch SEKEM sich von dem Licht des Wissens leiten lassen und die Entwicklung der Gesellschaft unterstützen. Die medizinische Forschung ist dabei von großer Bedeutung und ebnet den Weg für Fortschritte.
1999 wurde unter der Schirmherrschaft der SEKEM Stiftung für Entwicklung, die Heliopolis Akademie für angewandte Künste und Wissenschaften, als ganzheitliche Forschungseinrichtung gegründet. Die Akademie konzentrierte sich zunächst auf Forschungen im Bereich pflanzlicher Arzneimittel sowie auf die Ausbildung praxisorientierter Wissenschaftler. Die daraus entstandenen Produkte werden heute landesweit verkauft und können zahlreiche Beschwerden auf natürliche Weise heilen. 2012 wurden die Forschungsabteilungen in die Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung (HU) integriert und erweitert. Heute forscht die HU in unterschiedlichsten Bereichen, wie beispielsweise Bildung, Wirtschaft oder auch Kunst. „Die Heliopolis Universität ist ein umfangreiches Forschungsinstitut. Studenten lernen zunächst zu forschen, um das Themenfeld anschließend noch intensiver studieren und verstehen zu können“, sagt Dr. Alaa Barakat, Professor und Leiter der Biochemie- und Biotechnologie-Abteilung.
Das Institut war eines der ersten Forschungseinrichtungen in SEKEM und wurde vor allem für die SEKEM Bereiche wichtig, die sich mit Medizin und Gesundheit beschäftigen. In einem modernen phytochemischen Labor werden Produkte für die Unternehmen ATOS Pharma und ISIS Organic entwickelt, ein Biotechnologie-Labor forscht rund um landwirtschaftliche Präparate und die biomedizinische Forschungseinheit fokussiert die Entwicklung von nachhaltigen medizinischen Produkten.
„Die Zusammenarbeit mit Regierungen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung von Gemeinschaften.“ Prof. Alaa Barakat
Die biomedizinische Forschungsabteilung wird von Dr. Ahmed Ismail koordiniert, der eng mit Dr. Kadria Abdel Motaal, der Leiterin der gesamten akademischen Forschung an der HU zusammenarbeitet. „Wir initiieren eine Forschung wenn erhöhte Nachfrage auf dem Markt besteht oder wenn wir bestimmte Medikamente auf ihre Wirksamkeit testen wollen“, erklärt Dr. Ismail. Wenn ein Medikament auf den Markt kommt, muss zunächst durch eine Forschung dessen Wirksamkeit nachgewiesen werden. Dadurch wird das Produkt vertrauenswürdig und kann gezielter verkauft werden. Die meisten der Untersuchungen in der biomedizinischen Abteilung beschäftigen sich nicht nur mit der Wirkung auf die Organe, sondern auch mit molekularen und genetischen Gesichtspunkte. Dadurch kann die Wirksamkeit eines Medikamentes verbessert werden, ohne die Dosis zu erhöhen und Nebenwirkungen werden gegebenenfalls sogar verringert. Neben der Forschung organisiert die HU auch Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Instituten bei denen Forschungsergebnisse geteilt werden und Studenten und Forschern von außerhalb die Möglichkeit bekommen, sich an gewissen Prozessen zu beteiligen.
Angewandte Forschung
SEKEM versteht Forschung als Teil der Wertschöpfungskette. Durch die praktische Anwendung wird sie nachhaltig und produktiv. So interagiert die biomedizinische Forschungsabteilung stark mit der SEKEM Firma ATOS Pharma. Neben dem umfangreichen Angebot an Medikamenten wurden kürzlich auch diagnostische Instrumente entwickelt, beispielsweise ein Mittel um die Infektion durch das Bakterium Helicobacter Pylori zu testen, das für viele Magenkrankheiten verantwortlich ist. Außerdem ein Schwangerschaftstest, ein Drogentest und ein Test zur Diagnose von Hepatitis C, einer weit verbreitete Krankheit in Ägypten. Alle diese Instrumente wurden bisher importiert und sind daher recht kostspielig. ATOS Pharma wird die erste Firma sein, die die diagnostischen Tests direkt in Ägypten produziert und vertreibt. Zudem wurde bereits angekündigt, dass einige Produkte auch in staatliche Kampagnen integriert werden sollen. „Die Beteiligung an staatlichen Gesundheitsprogrammen ist ein wichtiger Schritt“, sagt Dr. Alaa Barakat. „Die Zusammenarbeit mit der Regierung im medizinischen Bereich, ist sehr hilfreich für die gesellschaftliche Entwicklung.“
„Die Ergebnisse der jüngsten Forschungsprojekte können einen großen Fortschritt bedeuten.“ Prof. Ahmed Ismail
Außerdem ist ein weiteres Projekt in der Entwicklung, das von internationalem Interesse sein könnten. „Zusammen mit einer deutschen Partnerinstitution, sind wir mit einer sehr vielversprechenden Forschung beschäftigt, die einen großen Fortschritt mit sich bringen kann“, verrät Dr. Ahmed Ismail. Es geht um ein Medikament, das die Empfindsamkeit von antibiotikaresistenten Bakterien zurückerlangen kann. Dadurch könnten etliche Krankheiten wieder schonender behandelt und Nebenwirkungen verringert werden. Die biomedizinische Forschungsabteilung der Heliopolis Universität analysiert nun die Funktionen des neuen Arzneimittels, die die Genexpression der resistenten Bakterien beeinflussen. Es wurden bereits vielversprechende präklinische und klinische Studien durchgeführt und das Forschungsteam ist zuversichtlich, dass in Kürze Ergebnisse veröffentlicht werden. „Alle unsere Mitarbeiter und auch weitere Abteilungen sind an diesem großen Projekt beteiligt, sogar die Studenten können unter Aufsicht ihrer Professoren Resultate beitragen“, sagt Dr. Ahmed. „Ich hoffe, dass wir die restlichen Herausforderungen bald bewältigen und Details bekanntgeben können.“ Die steigende Zahl von antibiotikaresistenten Bakterien sei eine große medizinische Herausforderung, sagt der SEKEM-Forscher. Sollte es tatsächlich ein Gegenmittel geben, würde dies einen enormen Fortschritt bedeuten.
SEKEMs Forschungsaktivitäten werden den ganzheitlichen Ansatz weiter im Fokus behalten und stets das Gleichgewicht zwischen theoretischem Wissen und der praktischen Umsetzung berücksichtigen. Um es in den Worten von Dr. Ibrahim Abouleish, der selber Pharmakologe ist, zu sagen: „Wenn Bildung und Wissenschaft Hand in Hand gehen, fördern wir einerseits Interesse an der Welt und am anderen sowie Selbsterkenntnis und die Entfaltung der individuellen Persönlichkeit. Zugleich stärken wir das Vertrauen einer Gesellschaft, sodass Herausforderungen verstanden und gemeinsam bewältigt werden können.“
Noha Hussein
Lernen Sie SEKEMs Abteilung für nachhaltige Entwicklung kennen
Chia- und Quinoa-Forschung in SEKEM