Das Team, das sich in SEKEMs Firma NatureTex der Frauenförderung widmet, besuchte jetzt mit großem Erfolg die Heliopolis Universität.
“Ich habe das Gefühl, dass sich bei mir innerlich etwas verändert hat“, sagt Walaa Mohammed nach ihrem Besuch an SEKEMs Universität in Heliopolis. Walaa ist eine von fünf jungen Frauen, die in der Firma NatureTex arbeiten und sich dort für Arbeitsbedingungen engagieren, die die weiblichen Mitarbeiter noch besser berücksichtigen. „Nachdem wir in der Uni von unseren Projekten berichtet haben, scheint es mir als könnte ich jede Situation meistern, vor allem wenn es um Verhalten im öffentlichen Raum geht. Der Besuch war eine wichtige Erfahrung für mich und ein großer Schritt für unser Anliegen“, resümiert Walaa.
Unterstützt werden die NatureTex-Mitarbeiterinnen von Anna Kölling. Die Entwicklungsberaterin ist seit Anfang 2014 in SEKEM und steht bei ihrer Arbeit in engem Austausch mit dem EconoWin-Projekt (Wirtschaftliche Integration von Frauen im Mittleren Osten und Nordafrika) der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (siehe Bericht SEKEM Insight Juli 2014).
Einblicke in das Leben anderer
Das NatureTex-Frauen-Team organisiert so genannte „Social Meetings“, bei denen alle Firmenmitarbeiter die Chance haben, sich an gemeinsamen Aktivitäten zu beteiligen: technische Trainings, Englisch-Kurse und vieles mehr. Auch die Beratung durch eine Gynäkologin gehört mit zum Programm. Da die engagierten NatureTex-Frauen und die Studentinnen der Universität der gleichen Generation angehören und doch einen unterschiedlichen Alltag haben, entstand die Idee, durch gegenseitige Besuche Einblicke in die Lebensumstände der anderen zu ermöglichen.
„Nachdem wir uns im vergangenen Sommer bereits auf der SEKEM-Farm kennengelernt haben, wollten wir unseren neuen Freundinnen gerne unsere tägliche Arbeitsstätte zeigen: Die Universität“, erinnert sich Afdal Farid. Die 20-Jährige ist eine von drei Studentinnen, die den Besuchstag organisierten. Am 22. Dezember war es dann soweit, die fünf jungen Mitarbeiterinnen von NatureTex machten sich auf den Weg nach Kairo. Zunächst stand eine Führung über den Campus auf dem Programm – dabei durften die Gäste etwa an einer Musikstunde und dem Malunterricht teilnehmen. Außerdem gab es einen Workshop zum Thema Geschlechtergleichheit.
Begegnungen mitgestalten
Hauptbestandteil des Uni-Besuchs war allerdings die Gestaltung des wöchentlichen Uni-Forums, einer Veranstaltung, zu der regelmäßig Gäste eingeladen werden, die zu unterschiedlichen Themen referieren. Das NatureTex-Team berichtete hier von den vielen Projekten, die es im Laufe der vergangenen Monate umsetzen konnte. So wurde beispielsweise eingeführt, den internationalen Frauentag oder auch die Geburtstage aller Firmenmitarbeiter gemeinsam zu feiern. Nicht zuletzt hat NatureTex eine eigene Unternehmenszeitschrift herausgegeben. Dieses Magazin wird von der Thematik dominiert, die Walaa und ihren Kolleginnen besonders am Herzen liegt: eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Familienleben schaffen. „Es hat mich sehr stolz gemacht, von unseren Aktionen berichten zu können, wenn- gleich ich unglaublich nervös war, erstmalig vor so vielen Menschen zu sprechen“, sagt Walaa Mohammed. Die 27-Jährige arbeitet seit sechs Jahren bei NatureTex im Bereich Qualitätskontrolle und hat die Uni-Kooperation hauptver- antwortlich organisiert. „Besonders spannend fand ich die Bibliothek und das gemeinsame Singen mit den Studenten. Dabei haben wir uns wie eine Einheit gefühlt – das war ein eindrucks- volles und schönes Gefühl.“
Rege Diskussionen
Nach dem Forum, das von rund 50 Personen besucht wurde, folgte eine Filmvorführung. Der gezeigte Film „Sabah El Ful“ (Guten Morgen) thematisiert die Doppelbelastung einer berufstätigen Mutter und gehört zu der Medienkampagne ANA HUNNA, die sich mit der Arbeitssituation von arabischen Frauen beschäftigt.
Anschließend kam es zu einer regen Diskussion. „Ein Mann war der Meinung, dass es für Frauen ein Leichtes sei, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bringen“, berichtet Afdal. Die ehemalige SEKEM-Schülerin kommt aus dörflichen Verhältnissen, in denen Mütter oft wenig Unterstützung erhalten, wenn sie den Lebensunterhalt mitbestreiten. „Ich hoffe, dass sich diese verbreitete Einstellung ändern wird und ich eines Tages einen Partner finde, der in dieser Hinsicht verständnisvoller ist“, sagt Afdal. Andere betonten, dass der Platz einer Frau zu Hause bei den Kindern sei. Walaa schockierte diese Aussage: „Ich hatte angenommen, dass gerade junge Leute an den Universitäten einen weiteren Horizont haben – die Berufstätigkeit von Frauen und Männern ist in NatureTex ganz normal.“
Der Uni-Tag war ein erfolgreicher Austausch zwischen den Studentinnen und den Mitarbeiterinnen von NatureTex. Beide Gruppen wollen die Zusammenarbeit fortführen. „Wir fühlen uns bestärkt in unseren Mühen für eine gleichberechtigte Gesellschaft und motiviert, unser Engagement auszubauen“, so Walaa Mohammed.