SEKEMs Verwaltungsrat besteht, neben Dr. Ibrahim und Helmy Abouleish aus sieben weiteren Personen. Viermal im Jahr kommt der Verwaltungsrat in SEKEM zusammen, um die Unternehmenssituation und strategische Fragen zu besprechen. Die Mitglieder des Verwaltungsrats werden von SEKEMs Eigentümern nominiert und jeweils für drei Jahre gewählt. Sie bringen Erfahrung und Expertise aus unterschiedlichen Bereichen mit. In den SEKEM News wollen wir Ihnen die Mitglieder nach und nach vorstellen.
„Die holistische SEKEM Nachhaltigkeitsblume repräsentiert exakt jene Werte, die auch in meinem Leben von Bedeutung sind – privat wie beruflich“, sagt Marcus Fütterer. Bei näherem Hinsehen ist das Warum rasch zu erkennen. Der Banker gehört dem SEKEM Verwaltungsrat an und war nie nur auf Wirtschaft fokussiert, sondern zeigt sich vielfältig interessiert wie engagiert. Fütterer liebt beispielsweise die schönen Künste und ist ein leidenschaftlicher Sportler. „Ich kann Stunden in Museen verbringen. Und der Sport bleibt eine nicht wegzudenkende Energiequelle.“ Er ist wissensdurstig, lernbegierig und sucht stets nach neuen Denkansätzen – oft kann er diesem Interessendrang aus mangelnder Zeit kaum mehr nachkommen.
SEKEM-Freunde – Marcus Fütterer und die GLS Gemeinschaftsbank
Marcus Fütterer ist ein großer SEKEM-Freund und bei einem der beständigsten Freunde SEKEMs, der GLS Gemeinschaftsbank, tätig. Dieses Geldinstitut, das seit über 40 Jahren nach sozial-ökologischen Grundsätzen arbeitet, unterstützt SEKEM bereits seit der Gründung im Jahr 1977. Marcus Fütterer wurde zwar kürzlich erst zum Mitglied in SEKEMs Verwaltungsrat gewählt, beschäftigt sich mit der Initiative aber schon seit dem ersten Tag seines GLS-Beitritts vor sieben Jahren. „SEKEM hat für die GLS einen ganz besonderen Stellenwert“, stellt Fütterer heraus. „Wir beschäftigen uns ständig mit SEKEM und sind gemeinsam Höhen und Tiefen durchwandert.“
In diesem Jahr übernimmt Marcus Fütterer die Position von Gerhard Waterstradt, der seit 2007 in SEKEMs Verwaltungsrat aktiv ist. Der zierliche Banker hat ein umfangreiches Erfahrungsspektrum. Er ist ein Analytiker, weiß hochprofessionell mit Finanzen umzugehen und bringt gleichzeitig die nötige Gelassenheit und Empathie mit.
Was aber hat den 48-Jährigen zu einem solchen Allround-Talent gemacht? Zunächst einmal liebt Marcus Fütterer seine Arbeit. Er ist ein begeisterter Wirtschaftsökonom, wenngleich nicht konventionell, sondern selbstredend mit einem nachhaltigen Schwerpunkt. In der Bankenstadt Frankfurt geboren und aufgewachsen, ging Fütterer zum Studium nach Bamberg in Bayern, um dort Betriebswirtschaftslehre zu studieren. „Ich habe mir unterschiedliche Studienmöglichkeiten angeschaut, von Marketing bis Kriminalistik, aber die Finanz-Ökonomie hat mich am meisten angezogen. Damals war das Bankenwesen allerdings auch noch nicht so negativ konnotiert, sondern meist ein redliches Geschäft.“
Ganzheitliche Bildung und Learning-by-doing
Nicht zuletzt durch den Besuch eines humanistischen Gymnasiums wurde der junge Marcus bereits in frühen Jahren dazu angeregt, sich mit der Welt zu beschäftigen und „über den eigenen Tellerrand“ zu schauen. Er lernte alte Sprachen, Ethik und Philosophie, gleichzeitig jedoch waren Musik sowie Sport und andere körperliche Aktivitäten von großer Bedeutung. Der ganzheitliche Bildungsansatz trug sicherlich dazu bei, dass sich Marcus Fütterer für ein Studium in Bamberg entschied, das als besonders intensiv und praxisnah galt. „Wir haben in überschaubar kleinen Gruppen gelernt und die Zusammenarbeit mit den Professoren war sehr eng und vertraut“, erinnert er sich. Überdies von Bedeutung – die unmittelbaren Erfahrungen. Schon in der Schulzeit und während des Studiums absolvierte er verschiedenste Praktika in Werbeagenturen, Finanzinstitutionen oder Fond-Gesellschaften. Anschließend reiste Marcus Fütterer nach New York und machte sich mit dem internationalen Wirtschaftswesen bekannt: „Learning-by-doing ist ein wichtiges Konzept, das mich besonders prägte. Etliches kann man von erfahrenen Kollegen abschauen und danach in eigener Weise viel besser umsetzen als wenn man es nur aus Büchern kennt.“
Umdenken – Alternatives Bankwesen
Elf Jahre hindurch war Marcus Fütterer als Investmentbanker bei traditionellen Geldinstituten beschäftigt. „Die Dynamik und das hohe Arbeitsaufkommen in den Unternehmen reizten mich damals schon.“ Als nach dem 11. September 2001 das Bankwesen zum Erliegen kam und für zwei Jahre nahezu stagnierte, schien dies der passende Zeitpunkt für Marcus Fütterer, sich in der Unternehmensberatung selbstständig zu machen. „Viele Firmen waren verzweifelt“, konstatiert er. „Das Eigenkapital, auf das man weiterhin angewiesen war, konnte von den Banken und Großinvestoren nicht mehr gegeben werden. Umdenken war gefragt“. So beschäftigte sich der Wirtschaftswissenschaftler fünf Jahre lang mit Alternativen und unterstützte Unternehmen dabei, die Herausforderungen jener Zeit zu bewältigen. Hierbei wurde er zum Beispiel auch mit den Besonderheiten von Familienunternehmen und deren Nachfolgeregelungen vertraut. Wichtige Einblicke, die ihm für seine Arbeit im SEKEMs Verwaltungsrat zugutekommen.
Als selbstständiger Unternehmensberater kam Marcus Fütterer schließlich ebenfalls mit der GLS Bank in Berührung. „Ich nahm mir viel Zeit, die damals noch vergleichbar kleine Bank genauer kennenzulernen und merkte rasch, dass ich meine Erfahrung an vielen Stellen gewinnbringend einsetzen konnte.“ Außerdem erkannte er, dass der ganzheitliche, soziale, ökonomische und ökologische Ansatz sehr gut zu seinen persönlichen Werten passte. So begann Fütterer vor sieben Jahren im Bereich der Eigenkapitalgenerierung für die Öko-Bank zu arbeiten. „Die Suche nach Investoren für vielversprechende zukunftsträchtige Projekte im sozialen Bereich oder die Förderung von erneuerbaren Energien sind höchst spannende und sinnvolle Aufgaben.“
Mittlerweile betreut Fütterer vor allem Unternehmen, die sich mit regenerativen Energien beschäftigen oder in der Bio-Branche aktiv sind. Dabei nimmt SEKEM einen wichtigen Platz ein. „Es gab Zeiten in denen SEKEM sehr schnell gewachsen ist. Dann folgten turbulente Phasen, wie etwa nach der Revolution. Während beiden Perioden war die Unterstützung des Verwaltungsrates besonders wichtig“, blickt der langjährige SEKEM-Kenner zurück. Wobei Professionalität als auch eine gewisse Gelassenheit unerlässlich sind. Diese Eigenschaften charakterisieren Marcus Fütterer in SEKEMs Verwaltungsrat.
„Herausforderungen sind nicht nur gefährlich, sondern eröffnen gleichzeitig neue Chancen.“
Keineswegs am Rande: Marcus Fütterer ist nicht nur ein SEKEM-Freund, sondern auch ein großer Ägypten-Liebhaber. Erstmals besuchte er 1993 das Land der Pyramiden, bereiste zudem etwa die Sinai-Halbinsel. „Das waren noch völlig andere Zeiten. Gerade der Sinai zeigte sich als Schmelztiegel der Kulturen. Der arabische Kulturraum hat mich schon immer begeistert und ich sehe hier anhaltend viel Potential“, sagt er. „Deshalb bin ich um einige problematische Dinge auch nicht so besorgt wie viele andere.“ Die instabile Lage der Region sei zwar eine große Herausforderung. Aber: „Herausforderungen sind nicht nur gefährlich, sondern eröffnen gleichzeitig neue Chancen. Es ist möglich, schwere Zeiten zu überstehen und gleichzeitig sogar Gewinn daraus zu schöpfen“, stellt Marcus Fütterer heraus. Dazu brauche es Widerstandsfähigkeit – eine der Stärken, die SEKEM besitzt. Die SEKEM Initiative hat es mit Hilfe eines großen weltweiten Partner-Netzwerks geschafft, sogar während schwierigster Phasen neue Unterstützer zu gewinnen. „Und das Besondere an dem SEKEM-Netzwerk ist die Vielseitigkeit. Es gibt nicht nur wirtschaftliche Verbindungen, sondern gleichzeitig soziale und kulturelle. Das macht SEKEM sehr attraktiv“, unterstreicht Fütterer.
Hier schließt sich der Kreis. Das SEKEM-Netzwerk überschneidet sich an vielen Stellen mit den GLS-Partnern und die ganzheitlichen Ziele der SEKEM Nachhaltigkeitsblume decken sich mit dem Engagement der GLS Bank. Darüber kann Marcus Fütterer besonders gut beim Laufen reflektieren: Der 48-Jährige lässt alles hinter sich. Und wenn er zurückkehrt, hat er wieder die volle Energie und die nötige Gelassenheit, um seinen Wissensdrang zu stillen und Herausforderungen anzugehen.
Christine Arlt
SEKEMs Verwaltungsrat
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