True Cost Study SEKEM

Bio-Landwirtschaft lohnt sich: Vergleichsstudie über die tatsächlichen Kosten von biologischer und konventioneller Lebensmittelproduktion

Die kürzlich erschienene Studie „The Future of Agriculture in Egypt“ beschäftigt sich mit der Frage, ob konventionelle oder biologische Landwirtschaft in Ägypten kostenintensiver ist. Ziel der Forschung war es, einen umfassenden Kostenvergleich zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft in Ägypten zu ziehen, der auch die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt für die das Land früher oder später mit barem Geld aufkommen muss. Durchgeführt wurde die Studie vom „Carbon Foodprint Center“ der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung in Kooperation mit SEKEM und baut auf die bereits 2011 erschienene „The 100% Organic Egypt Study“ auf.

Trotz des Wissens, dass Bio-Landwirtschaft einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat, wird in Ägypten zum Großteil konventionelle Landwirtschaft betrieben. Nur ein Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche ist biologisch zertifiziert. Das hat unter anderem mit der weit verbreiteten Annahme zu tun, dass biologischer Anbau mit höheren Kosten verbunden ist. Dass dem, vor allem langfristig betrachtet, nicht so ist wird in der Studie „The Future of Agriculture in Egypt“ deutlich.

Tatsächliche Kostenberechnung

Um die beiden landwirtschaftlichen Praktiken miteinander zu vergleichen, wurden die ökonomischen Kosten von fünf wichtigen ägyptischen Nutzpflanzen (Baumwolle, Mais, Kartoffeln, Reis und Getreide) analysiert. Die Studie basiert auf Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und zur Vergleichsrechnung wurde die „True Cost Accounting“-Methode (deutsch: tatsächliche Kostenberechnung) angewandt. Das heißt, dass nicht nur Faktoren wie Rohmaterial, Zertifizierung, Arbeitskräfte und Maschinen berücksichtigt werden, sondern auch der Preis der durch die Verschmutzung von Boden, Luft oder  Wasser entsteht.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei allen fünf Nutzpflanzen die tatsächlichen Kosten für den konventionellen Anbau höher sind, als bei der Anwendung biologischer Methoden. Bei einigen Produkten ist der Nettoertrag sogar im negativen Bereich. Das bedeutet, dass Unternehmen, würden sie für die durch die Produktion anfallenden Umwelt- und Gesundheitsschäden aufkommen, sogar Verlust machen würden.

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Vergleich der tatsächlichen Kosten von biologisch und konventionell angebauten Nutzpflanzen.

Durch hohe Energiesubventionen und das Fehlen von allgemeingültigen Wasserpreisen werden in Ägypten aktuell eher nicht nachhaltige Praktiken unterstützt, wodurch gleichzeitig ein verzerrtes Bild auf den Markt entsteht. Die ägyptische Regierung scheint aber zunehmend die Probleme von konventioneller Landwirtschaft zu erkennen und  sich vermehrt für eine nachhaltige Agrikultur einzusetzen. Dies wird vor allem in  Ägypten, einem Land, in dem ein genereller Mangel an natürlichen Ressourcen wie fruchtbarem Land oder Wasser herrscht, immer dringlicher. Denn momentan zahlen die Umwelt und die zukünftigen Generationen, die beide Grundpfeiler der ägyptischen Wirtschaft sind, den Preis für die konventionelle Landwirtschaft.

Nils Daun

 

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