Maximilian Abouleish SEKEM COP 12

Die Verantwortung den Umgang der Menschen mit der Erde zu verändern: SEKEM bei COP 12

Maximilian Abouleish-Boes, Leiter der Abteilung für nachhaltige Entwicklung in SEKEM, vertrat die Initiative kürzlich auf COP 12 in Ankara, einer wichtigen Veranstaltung, die Lösungen zum Erhalt der Böden diskutierte. Für SEKEM Insight berichtet er über seine Erfahrungen und Begegnungen mit wichtigen Entscheidungsträgern und Experten aus der ganzen Welt.

Als ich vor sechs Jahren nach Ägypten kam und SEKEM kennenlernte, wurde mir klar, dass meine Generation eine große Verantwortung trägt; die Verantwortung, die Art und Weise wie Menschen auf der Erde leben zu ändern. In SEKEM habe ich den für mich passenden Ort gefunden, um dieser Verantwortung gerecht werden zu können. Während der Zeit, die ich nun in Ägypten verbracht habe, wurde ich mit vielen Herausforderungen konfrontiert – und es stehen noch etliche vor mir. Gleichzeitig besteht meine Aufgabe hier aber auch aus vielen spannenden Aktivitäten und Erfolgsgeschichten, die alle damit verbunden sind Land nachhaltig fruchtbar zu machen und neue Gemeinschaften in der Wüste zu bilden, was wiederum notwendig ist um eine leuchtende Zukunft für Ägypten zu gestalten.

„Natürliche Ökosysteme sind wertvoller als alles andere was jemals erschaffen, gekauft oder verkauft wurde und wird!”

Eine dieser Erfolgsgeschichten ist die Auszeichnung SEKEMs durch den “Land for Life Award 2015” der Konferenz der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Wüstenbildung (UNCCD) im Juli diesen Jahres. Kürzlich hat die UNCCD eine weitere wichtige Veranstaltung organisiert: Die Zwölfte Konferenz der Vertragsparteien (COP 12). In Ankara wurde mit internationalen Entscheidungsträgern und Experten über Themen wie Wüstenbildung, Bodenerosion und Dürre diskutiert.

Ein wichtiger Schritt während der Vorbereitungen auf das Event, war die Formulierung der Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals (SDGs)), deren Langzeitziel es ist, bis 2030 eine Neutralität zur Bodenerosion zu schaffen (land degradation neutrality (LDN)). Unglaubliche 12 Millionen Hektar Land müssen jährlichen wiederhergestellt und nachhaltig bewirtschaftet werden, um dieses Ziel zu erreichen. Natürlich wird der Weg dorthin bereits positive Auswirkungen auf die einzelnen SDGs, wie beispielsweise die Eindämmung von Treibhausgasen, Nahrungsmittelsicherheit oder Bekämpfung von Armut, vor allem unter Kleinbauern, haben. Ich hatte die Möglichkeit SEKEM bei dieser wichtigen Konferenz zu vertreten – wir wurden eingeladen, SEKEM als Beispiel zu zeigen, wie nachhaltige Landgewinnung und die Gründung von Gemeinschaften durch einen ganzheitlichen Ansatz umgesetzt werden können.

Maximilian Abouleish SEKEM COP 12
Maximilian Abouleish zeigt SEKEM, Gewinner des “Land for Life Awards 2015”, als erfolgreiches Beispiel wie Land nachhaltig urbar gemacht werden kann und Gemeinschaften entstehen.

Ein ganzer Tag der COP 12, die von 12. bis 21. Oktober stattfand, widmete sich dem „Land for Life“-Thema. Wichtige Entscheidungsträger und Experten hielten Reden gefolgt von Podiumsdiskussionen. Erdoǧan Özevren, zuständiger für das UN-Programm in der Türkei sagte: „Die Türkei hat eine ganz einfache Nachricht an ihre Bevölkerung: Lasst die Türkei keine Wüste werden.“ Dr. Dennis Garrity, ebenfalls UNCCD-Botschafter betonte, dass Gemeinschaften eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Landurbarmachung spielen. Er sagte, dass Menschen sehr komplexe ethische Systeme haben, die festlegen wie miteinander umgegangen werden soll. Unsere Ethik im Bezug auf die Erde sei dagegen noch in einem sehr primitiven Zustand. Es werde keine Veränderungen geben bis die Menschen nicht selber zusammen kommen und Veränderungen initiieren. Die Gedanken von Dennis Garrity führten auch zu dem Schwerpunkt meines Vortrags: Die große Bedeutung den Bewusstseinszustand von Menschen und deren Hilfe zur Selbsthilfe zu erweitern, was die Dringlichkeit und den Willen zum Handeln entwickelt.

SEKEM: Eine Gemeinschaft in Harmonie mit der Natur

Es geht nicht nur darum, wie wir lebendigen Boden wiederherstellen oder erschaffen, um unsere Lebensgrundlage sicherzustellen, sondern vielmehr darum, dies auf nachhaltige Art und Weise zu tun. Dazu brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Menschen müssen sich über die Bedeutung von fruchtbarem Land bewusst sein. Sie müssen in verschiedene Richtungen gebildet sein, auch darin wie Kooperation und gemeinschaftliches Handeln funktioniert. Ich habe das SEKEM Konzept als Beispiel genutzt, wie nachhaltige Gemeinschaften entstehen und aussehen können; für uns in SEKEM bedeutet dies Wirtschaft, kulturelles und soziales Leben in Harmonie mit der Natur zu betrachten. Diese nachhaltige Entwicklung im Rahmen der unterschiedlichen Dimensionen kann SEKEM bereits seit 1977 fördern. Nun heißt es Wege zu finden, SEKEMs Reichweite in die Gesellschaft weiter auszudehnen und eine passende und langfristige Form der Organisation und Führung für die Zukunft zu finden.  Konkret müssen wir uns fragen, wie wir unsere Mitarbeiter darin bestärken können, die SEKEM Vision und Mission ganz aufzunehmen und sich mit den spannenden Herausforderungen und Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die dies bietet – dabei muss Bewusstsein über die individuelle Leistungsfähigkeit entwickelt sein.

“Wir Menschen bringen der Erde und den ökologischen Systemen nicht die passende Wertschätzung entgegen…“

Der Vortrag des bekannten Filmemachers und Ökologen John D. Liu hat mich ganz besonders inspiriert. Er stellte heraus, dass mit dem Planeten Erde und seinen ökologischen Systemen eigentlich alles in Ordnung ist. Vielmehr sind es die von Menschen geschaffenen Systeme, die das natürliche Ökosystem zerstören. John D. Liu sagte, dass biologische Systeme wertvoller sind als alles was es jemals gab oder was in Zukunft gemacht, gekauft oder verkauft werden wird. Das Problem ist, dass unsere finanziellen und wirtschaftlichen Systeme diesen grundlegenden Wert nicht anerkennen und wir Menschen bringen der Erde ebenso wenig Wertschätzung entgegen. Aus diesem Grund wurde der sympathische und sehr engagierte John D. Liu, Botschafter für „Commonland“, eine Organisation die sich aktiv für die Wiederherstellung von Land einsetzt und gleichzeitig nachhaltige Wirtschafts- und Finanzierungsmethoden sucht.

Soziale Neuerfindung – Gemeinsam nach dem gleichen Ziel streben

Ich bin der Meinung, dass immer wieder betont werden sollte, dass der Boden die wichtigste Grundlage unseres Lebens ist und gleichzeitig die Qualität der Beziehungen von Menschen widerspiegelt (2015 ist übrigens das Internationale Jahr der Böden der Vereinten Nationen). Bewusstsein über die starke Verbindung zwischen den Menschen und ökologischen Systemen zu schaffen ist deshalb auch ein Grundelement in der SEKEM Mission. Die Auszeichnung durch den „Land for Life Award“  und alles was damit einhergeht, hilft uns dabei dies weiter auf ganzheitliche Art und Weise zu fördern. Wir sind zuversichtlich, dass wir durch Veranstaltungen wie COP 12 lokale und internationale Partner finden können, die dazu bereit sind sowohl Risiken mit SEKEM einzugehen aber gleichzeitig auch Möglichkeiten erhalten, die nachhaltige Landgewinnung und Gesellschaftsentwicklung mit mehr als 400 Kleinbauern in Ägypten mit sich bringen. Das Sterben nach einem gemeinsamen Ziel von Geschäftspartnern, Forschern, NGOs, Studenten, Lehrern und der Regierung, stellt für mich eine wahre soziale Neuerfindung dar.

Ich bin glücklich und dankbar, dass ich SEKEM bei COP 12 vertreten durfte weil es für mich ein weiterer Schritt ist, der Verantwortung meiner Generation gerecht zu werden und dazu beiträgt die Herausforderungen von heute, die Lösungen von morgen werden zu lassen.

Maximilian Abouleish-Boes/Christine Arlt

 

SEKEM erhält "Land for Life Award 2015"
SEKEM nimmt an COP 12 teil
Über die Zwölfte Konferenz der Vertragsparteien (COP 12)
Konferenz der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Wüstenbildung
Die Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDGs)