Wir sind keine Maschinen: Interview mit Nana Woo zu SEKEMs Core Program

Nana Woo arbeitet und lebt seit 2018 in SEKEM. Nana kam zunächst im Rahmen eines Praktikums aus Südkorea nach Ägypten; sie fand in SEKEM bald ein zweites Zuhause. Seither gestaltet Nana Woo das Core Program, ein Kultur- und Bildungsförderprogramm, dass allen SEKEM-MitarbeiterInnen während der Arbeitszeit angeboten wird. Im folgenden Interview berichtet Nana von der Bedeutung des Core Program und ihren persönlichen Überzeugungen.

SEKEM News (SN): Was bedeutet das Core Program für Dich persönlich?

Nana Woo (NW): Für mich besteht das Core Program  darin, die Potenziale der Menschen zu finden. Ich möchte mehr Bildungsprogramme für die MitarbeiterInnen und Landwirte entwickeln, damit sie sie selbst sein können und den Kern, oder das Herz, der/s anderen erkennen. Ich möchte die MitarbeiterInnen nicht nur in ihren technischen oder beruflichen Fähigkeiten unterstützen, sondern den Kern des menschlichen Wesens, einschließlich Wertschätzung, Toleranz, Akzeptanz, Liebe und Mitgefühl. Jeder Mensch ist ein Diamant, der geschliffen werden muss, um zu glänzen. Das Core Program soll ihnen dabei helfen, und sie darin unterstützen, sich um sich selbst zu kümmern. 

SN: Was waren die wichtigsten Ergebnisse des Core Program bei SEKEM im Jahr 2020? 

NW: In diesem Jahr haben mehr MitarbeiterInnen das Angebot wahrgenommen, als bisher. Sie baten auch darum, das Programm regelmäßiger zu wiederholen. Das hängt damit zusammen, dass wir 2020 ein viel umfangreicheres Programm angeboten haben und erstmalig auch eine Reihe von zusätzlichen MitarbeiterInnen als AusbilderInnen einsetzen konnten.

SN: Wie genau war die Resonanz der MitarbeiterInnen?

NW: Aufgrund der unterschiedlichen sozialen Hintergründe und Dynamiken der Menschen in SEKEM war der Einfluss von einem zum anderen unterschiedlich. Ich möchte beispielhaft erzählen, wie die Denkweise eines Ingenieurs durch die Aktivitäten beeinflusst wurde: Zu Beginn des Programms fragte er mich, warum wir das tun. Ich antwortete ihm, er solle zunächst einmal die kommenden drei Monate abwarten und geschehen lassen. Später stellte ich ihm die gleiche Frage, und da gab er er mir die folgende Antwort: Wir sind keine Maschinen. Wir sind Menschen! Wir müssen atmen, glücklich sein, an uns selbst denken und aufhören, uns wie Maschinen zu verhalten.

SN: Neben solchen direkten Reaktionen – wie misst Du den Erfolg des Core Program ?

NW: Ich verwende die Methodik der Umfrage und Interviews. Die TeilnehmerInnen haben ihre Erfahrungen ausgetauscht, Leistungspräsentationen gemacht und die Erfahrungen aus dem Core Program in den regelmäßigen MitarbeiterInnen-Treffen geteilt. So kann schon viel erkannt werden und auch an der Weiterentwicklung und Verbesserung gearbeitet werden.

SN: Was gibt es denn zum Beispiel zu verbessern?

NW: Ich beabsichtige, bessere und inspirierendere Ausbilder einzubeziehen sowie mehr begabte MitarbeiterInnen aus SEKEM zu involvieren. Außerdem möchte ich versuchen regelmäßigere Angebote machen, ein klares System entwickeln und enger mit der Personalabteilung zusammenarbeiten.

SN: Worauf freust du dich in den nächsten Monaten am meisten?

NW: Ich werde daran arbeiten, ein Komitee für Glück am Arbeitsplatz zu gründen, das von MitarbeiterInnen organisiert werden soll. Ich möchte die MitarbeiterInnen besonders unterstützen, die motiviert sind, diese Art von Personalentwicklungsprogrammen zu gestalten, ihre Stimme erheben und ihren KollegInnen etwas Gutes tun. Ich möchte, dass die ägyptische Energie mehr zum Vorschein kommt und die MitarbeiterInnen aus eigenem Antrieb ein glückliches Arbeitsumfeld gestalten wollen. 

Mehr zum Thema lesen Sie im SEKEM Report 2020

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