Die SEKEM Initiative feiert ihr 40-jähriges Bestehen in diesem Jahr. Zurück liegen Jahrzehnte voller Geschichten mit Freunden und Partnern. „Heute verbindet uns mit unseren langfristigen Finanzpartnern viel mehr als eine rein formelle, strukturelle Beziehung. Es sind gewachsene Geschichten, Freundschaften, Beziehungen – zu meinem Vater natürlich, zu mir und zu vielen anderen in SEKEM“, erzählt Helmy Abouleish, Geschäftsführer SEKEMs.
1981: Der erste Kredit
Den ersten Kredit, der SEKEM zugute kam, hat die GLS Bank (Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken) im Jahr 1981 vergeben – und zwar an eine deutsche landwirtschaftliche Vereinigung. Die SEKEM Untertützerinnen Frieda Gögler und Elfriede Werner haben damit damals den Kauf von 40 Braunviehkühen und deren Transport aus dem Allgäu nach SEKEM mitfinanziert. Seitdem unterstützt die Gemeinschaftsbank SEKEM in vielen sozialen und kulturellen Aktivitäten, beispielsweise bei der SEKEM Schule und den SEKEM Vereinen.
Involviert war dabei meistens Gerhard Waterstradt, ehemaliges GLS-Vorstandsmitglied. Als der langjährige SEKEM-Freund seine damalige Funktion an den heutigen GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg übergab, besuchten sie SEKEM und Ägypten erstmals gemeinsam im November 2005.
Eine Reise, die alles veränderte
Zusammen mit Helmy Abouleish reisten sie zur Oase Al-Bahariyya in der Lybischen Wüste im Westen Ägyptens, wo SEKEM neues Land erworben hatte. „Endlose Wüste, so etwa 800 bis 900 Hektar – ohne einen Strauch oder gar einen Baum. Helmy hat diesen Wüstenstrich mit uns kilometerweit umfahren und uns dabei vier rote, schon fast vom Sand verschüttete Fähnchen gezeigt“, erinnert sich Gerhard Waterstradt heute. „Hier erwachte der Unternehmergeist in uns und die Phantasie, was in den nächsten fünf bis zehn Jahren alles auf dem Gelände entstehen könnte. Am Abend fragten wir uns, ob die weitere Entwicklung SEKEMs nicht auch von den befreundeten europäischen Alternativ-Banken, wie der Triodos Bank, mitgetragen werden könnte“, fährt er fort.
Nach vielen weiteren Gesprächen in Deutschland, den Niederlanden und Ägypten sowie der Einholung vieler Genehmigungen und Unterschriften sind die GLS und die Triodos Bank seit 2007 Partner und Beteiligte an SEKEM. Beide unterstützen SEKEM in allen wirtschaftlichen Entwicklungsbelangen, aber zum Beispiel auch in der landwirtschaftlichen Entwicklung.
Ein Geben und Nehmen
Für die Triodos Bank, war es eine ganz bewusste Entscheidung, SEKEM als Aktionär zu unterstützen: „Uns gefällt, wie SEKEM mit der Frage einer lebenden Gemeinschaft umgeht und versucht nachhaltige Prinzipien auf allen Ebenen zu etablieren – beispielweise in der Heliopolis Universität, bei den Bio-Produkten und der Berufsausbildung für junge Menschen“, erläutert Peter Blom, Geschäftsführer der Triodos Bank. „All dies macht SEKEM einzigartig. Wir möchten diese einzigartige Initiative nicht nur unterstützen, sondern auch von ihr lernen“, so Peter Blom weiter.
Füreinander da sein – auch in kritischen Zeiten
In einer weiteren Phase der Kapitalerhöhung wurde SEKEM ein Partner von Oikocredit, einem weltweit tätigen sozialen Investor. „2011 war das Jahr der Revolution – ein Jahr, in dem alle anderen von Ägypten Abstand genommen haben“, erklärt Helmy Abouleish. Trotz der herausfordernden Umstände glaubte Stefan Harpe, zu dieser Zeit Manager Equity Investments, damals weiterhin an SEKEM und überzeugte den Aufsichtsrat, in SEKEM zu investieren. Die Mittel wurden 2012 bereitgestellt. „Dies hat SEKEM über eine schwere Zeit hinweg geholfen und war ein wichtiges Symbol für uns. Wir sind sehr froh, dass Oikocredit trotz der damaligen Gegebenheiten den Mut hatte, in Ägypten zu investieren“, sagt Helmy Abouleish. Oikocredit hat seinen Kredit in Kapital umgewandelt und wurde 2015 ein wichtiger Eigenkapitalgeber für SEKEM. Tom Keleher, Equity Deputy Director von Oikocredit, sagte kürzlich: „Oikocredit ist stolz, ein engagierter und aktiver Investor SEKEMs zu sein.“
Treu für mehr als 30 Jahre
Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) war wiederum die erste Finanzgesellschaft, die sich für die wirtschaftliche Entwicklung SEKEMs engagiert hat. „Die DEG vergibt seit 1985 Kredit an uns – seit über 30 Jahren. Damit ist die DEG der Partner, mit dem wir am längsten kommerziell zusammenarbeiten“, stellt Helmy Abouleish fest. Als SEKEM 1985 den ersten Vertrag mit der DEG unterschrieb, war die DEG nicht nur Kreditgeber, sondern auch Beteiligter an der jetzigen Firma ATOS. In den mehr als 30 Jahren haben die DEG und SEKEM einiges zusammen realisiert: „Ich fand immer, dass SEKEM der ideale Partner für die DEG ist, weil SEKEM genau das macht, was die DEG auch fördern möchte – nämlich nachhaltige Entwicklung für Menschen und Umwelt in einem schwierigen Umfeld zu gestalten und aufzubauen, und das auf hervorragende Weise“, weiß Jörg Laschet, Senior Credit Analyst bei der DEG.
„Wenn es im Zentrum um die Entwicklung des Menschen gehen soll, muss Geld eine andere Rolle haben als bei Einzelnen angehäuft zu werden”.
Gemeinsame Werte
Grundlage für die erfolgreiche Zusammenarbeit bei allen vier Partnern ist das gemeinsame Verständnis davon, dass Geld keine Ware ist und dass es nicht um Profitmaximierung geht, sondern um den sinnvollen Einsatz von Geld. „Ich glaube, das ist die Zukunft von Geld und des Bankwesens. Wenn es im Zentrum um die Entwicklung des Menschen gehen soll, muss Geld eine andere Rolle haben als bei Einzelnen angehäuft zu werden“, so Helmy Abouleish. „Mit unseren Partnern gehen wir zusammen einen Weg, bei dem es Rückschläge, Erfolge, Probleme und Herausforderungen gibt. Und das alles ist willkommen, weil es um Entwicklung und nicht um Gewinn geht. Und da ist eine Herausforderung oft viel hilfreicher als der Erfolg“, sagt er weiter.
Da bei SEKEM vor allem die Entwicklung des Menschen im Fokus steht, will die SEKEM Initiative ihre Kooperationen vertiefen – ist aber auch offen dafür, neue gleichgesinnte Partner zu gewinnen. Ebenso hat die Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung vor, die von der SEKEM Initiative mit aufgebaut und 2012 eröffnet wurde, ihre Aktivitäten künftig weiter auszubauen. Seit 2016 deckt die Universität ihre eigenen Kosten, hat über 1000 eingeschriebene Studierende und vergangenes Jahr bereits erste Absolventen verabschiedet. Zukünftig möchte die Heliopolis Universität drei weitere Fakultäten und Studiengänge in nachhaltiger Landwirtschaft, Zahnmedizin und Physiotherapie aufbauen und das Projekt „Haus der Kulturen“ initiieren. Letzteres meint die Errichtung einer Begegnungsstätte zwischen der Arabischen und Europäischen Welt, in der sich sowohl Studierende, Lehrende und Mitarbeitende austauschen, als auch verschiedene Kunst- und Kulturveranstaltungen stattfinden können. Um die Universität langfristig als eine von SEKEM unabhängige Institution zu etablieren, sucht die Bildungseinrichtung Partner, die sich mit Eigenkapital, Spenden und Niedrigzinskrediten einbringen. „Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass wir auch für dieses Vorhaben gleichgesinnte Partner finden werden“, fügt SEKEMs Geschäftsführer hinzu.
Christina Büns
SEKEMs Netzwerk, Freunde und Partner
SEKEM engagiert sich für alle SDGs der Vereinten Nationen