SDG 11: Gemeinschaften inklusiv, sicher und nachhaltig machen

„Seit der Gründung SEKEMs beschäftigt mich die Frage, unter welchen Bedingungen sich eine Gemeinschaft bildet, wie diese wachsende Gemeinschaft lebendig erhalten werden und wie sie sich dynamisch weiterentwickeln könnte. Von Beginn an lebt in mir das Ideal einer Menschengemeinschaft, die durch ihre ständige Entwicklungsbereitschaft eben jene geistige Lebendigkeit aufbringt, die tragfähig ist, also im besten Sinne Zukunft lebt und gestaltet“, schrieb SEKEM Gründer Ibrahim Abouleish einst. Mit dieser Vision hat SEKEM bereits vor 40 Jahren damit begonnen, eine Gemeinschaft zu gründen, die inklusiv, sicher und nachhaltig ist.

In den vergangenen Jahrzehnten sind allerdings viele neue Herausforderungen hinzugekommen. Das unkontrollierte Bevölkerungswachstum des Landes hat weitere Hindernisse für den Aufbau nachhaltiger Gemeinschaften geschaffen. Laut CAPMAS leben mehr als 27 Prozent der Ägypter unterhalb der Armutsgrenze. Die Urbanisierung wächst immer schneller und es entstehen Slumgebiete, die besonders anfällig für Naturkatastrophen sind. Weltweit leben rund 883 Millionen Menschen in Slums unter katastrophalen Hygienebedingungen.

Städte haben stärksten ökologischen Fußabdruck

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Menschheit zur vorherrschenden städtischen Spezies, wodurch sich die Beziehung zwischen Mensch und Natur drastisch verändert hat. Einst hatten Städte ein eigenes ökologisches und wirtschaftliches System und konnten sich in Zusammenarbeit mit den umliegenden Provinzen autark und nachhaltig versorgen. Mit Beginn der Mobilmachung und Technisierung wurden Städte immer weniger Zentren der Zivilisation, als vielmehr der Mobilisierung. Mehr als 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten finden in Städten statt. Das eigene Hinterland ist längst nicht mehr ausreichend, um die städtische Bevölkerung zu versorgen. Je größer und reicher eine Stadt ist, umso mehr hängt sie von den Natur-Ressourcen der ganzen Welt ab. So haben Städte einen extrem hohen ökologischen Fußabdruck: Sie nehmen zwar nur drei Prozent der Weltoberfläche ein, verbrauchen jedoch drei Viertel der globalen Ressourcen und sind für 75 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich.

Kairo ist eine der am stärksten verschmutzten Städte weltweit

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2016 weltweit rund 4,2 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung, die größtenteils durch den Feinstaub fossiler Brennstoffe verursacht wurden. Vergangenes Jahr stufte die WHO Kairo nach Neu-Delhi als die weltweit am stärksten verschmutzte Millionenstadt ein. Aber auch die ländlichen Gebieten bleiben von den Umweltbelastungen nicht verschont. Der Nil, die einzige Süßwasserquelle Ägyptens, wird vor allem durch die Pestizide aus der konventionellen Landwirtschaft immer mehr mit Schadstoffen belastet.  

Nachhaltige Gemeinschaften versus Städte

Das 11. Ziel für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen fordert, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher und nachhaltig zu gestalten. Boden-, Wasser- und Luftverschmutzungen zu verringern, werden als zwingende Schritte zur Verwirklichung dieses Ziels betrachtet. Dafür braucht es schonende Wirtschaftspraktiken, die Umwelt- und Gesundheitsschäden verhindern und die Lebensqualität der Menschen verbessern. Diese Anliegen verfolgt SEKEM bereits seit vielen Jahren: mit der Verbreitung ganzheitlicher biologisch-dynamischer Landwirtschaftsmethoden erneuerbaren Energien oder einer transparenten Kreislaufwirtschaft.

Mit der Urbarmachung von Wüste wird nicht nur Land zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion fruchtbar gemacht, sondern auch die Grundlage für die Bildung von Menschengemeinschaften geschaffen. Die SEKEM Gemeinschaft selber ist nach 40 Jahren ein Beispiel dafür, wie Menschen nachhaltig, inklusiv und sicher zusammen leben, arbeiten und lernen können, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Durch die Gründung solcher Gemeinschaften kann die wachsende Urbanisierung aufgehalten werden; gleichzeitig kann die verlorengegangene Beziehung zwischen Mensch und Natur wieder in’s Bewusstsein gerufen werden, wodurch eine Verbindung zwischen Städten und den Ökosystemen, aus denen sie ihre Ressourcen beziehen, entsteht, die für eine regenerative Stadtentwicklung notwendig ist.

Noha Hussein

SDG 2: Landwirtschaft neu gestalten
SDG 3: Für das Glück der Menschen und Wohlbefinden