Menschen in SEKEM: Moamen Ghanem

„Immer, wenn sich mir eine Entwicklungschance geboten hat, habe ich ‚ja‘ gesagt“, erzählt Moamen Ghanem. „Im Laufe der Zeit habe ich aber auch gelernt, genauer hinzusehen und dabei den Weitblick in die Zukunft nicht zu verlieren“. Der junge Mann arbeitet als Experte für Bildung für nachhaltige Entwicklung (ESD) an der Heliopolis Universität. Inspiriert durch den amerikanischen Film “Yes Man“, in dem der Hauptdarsteller beschließt, ein Jahr lang zu allem “ja” zu sagen, wodurch sich sein Leben zum Positiven wendet, beschloss ebenfalls Moamen, sich allen Möglichkeiten zu öffnen, die ihm begegneten. „Als ich mich dazu entschlossen hatte, Entwicklungschance zu ergreifen, auch wenn sie zunächst schwierig erschienen, fand ich viele sinnvolle Missionen in meinem Leben“, so der „Entwicklungssuchende“ weiter.

Während seines Studiums der Geschichte arbeitete Moamen als Rezeptionist in einem radiologischen Zentrum. Einer seiner damaligen Kollegen beschloss, seinen Job aufzugeben, um als Lehrer an den SEKEM Schule zu arbeiten. „Als ich von dem ungewöhnlichen Lehransatz der SEKEM Schule hörte, wurde ich sofort neugierig“, erinnert sich der 30-Jährige. Im Laufe seines Studiums beobachtete Moamen, dass die erfolgreichsten Menschen meist diejenigen waren, die versuchten etwas Gutes für andere zu tun. „Diese Mission fand ich für mich in der Rolle des Lehrers“, offenbart der ESD-Spezialist.

2012 begann der studierte Historiker als Lehrer an der SEKEM Schule zu arbeiten. Wie dort üblich, startete auch sein erster Schultag mit dem Morgenkreis. Dazu kommen alle Schüler und Lehrer zusammen, halten sich an den Händen und sprechen gemeinsam einen Morgenspruch. „Das war für mich buchstäblich ein bahnbrechendes Erlebnis. Ich hätte nie erwartet, dass ein derart tiefgehender Bildungsansatz an einer ägyptischen Schule zu finden ist“, erzählt der ehemalige Klassenlehrer der SEKEM Schule. „Dem ägyptischen Bildungssystem fehlt es an engagierten Lehrern, die innovative Ideen umsetzen und Schüler inspirieren.“

Wie alle SEKEM Mitarbeitenden nahm auch Moamen an Fortbildungen, Kunstworkshops und den wöchentlichen Treffen mit dem SEKEM-Gründer Ibrahim Abouleish teil. „Dabei ging es oft um philosophische Themen, was in mir bewirkte, dass ich meinen Lebensstil hinterfragte“, berichtet Moamen. „Außerdem halfen mir diese Sitzungen, mich viel besser in die unterschiedlichen Perspektiven meiner Schüler hineinzuversetzen.“ Und das scheinen die Schüler gespürt zu haben: „Obwohl ich die Schule nun schon seit einigen Jahren verlassen habe, erinnern sich viele an mich und rufen mich ab und zu an, um sich mit mir auszutauschen“, freut sich der junge Pädagoge.

Manchmal sind neue Möglichkeiten irreführend

Nach zwei Jahren Lehrertätigkeit an der SEKM Schule entschied sich Moamen 2015 für eine neue Herausforderung: Er nahm einen Job bei einem internationalen Unternehmen im Bereich Kundendienst an. „Die Gelegenheit reizte mich zunächst sehr und ich wollte diesen neuen Bereich unbedingt kennenlernen“, erinnert sich der ehrgeizige Ägypter. Kurze Zeit später wurde ihm aber klar, dass der anfängliche Reiz irreführend war: „Mir fehlten die Fortbildungen aus SEKEM, das gute Arbeitsklima und auch der Zugang zur Natur.“

Ausgerechnet zu dieser Zeit suchte sein ehemaliger Ausbilder an der SEKEM Schule, Mohamed Anwar, der mittlerweile die Abteilung für Bildung für nachhaltige Entwicklung an der Heliopolis Universität leitet, nach einem neuen Kollegen. „Ich hatte das Glück, dass er sich an mich erinnerte und mir eine eine zweite Chance gab“, freut sich Moamen Ghanem. „Als ich plötzlich wieder im Morgenkreis stand, fühlte es sich an, als käme ich nach Hause.“

Moamen Ghanem mit seinem Vorgesetzten und SEKEMs Experten für nachhaltige Entwicklung Mohamed Anwar.

Nun widmet sich Moamen wieder vollständig SEKEM. Der ESD-Spezialist leitet verschiedene Bildungsprojekte und pädagogische Initiativen an der Heliopolis Universität. „Dabei profitiere ich von den Erfahrungen, die ich an der SEKEM Schule gemacht habe. Mein größtes Anliegen ist es, den Schülern einen Raum zu ermöglichen, in dem sie sich frei entfalten und ihre Kreativität zum Ausdruck bringen können“, erklärt er. Die langjährige und vielseitige SEKEM-Erfahrung, die Moamen im Laufe der Zeit gesammelt hat, teilt er auch gerne mit internationalen Gästen. Regelmäßig macht er Führungen und informiert Interessierte über die Heliopolis Universität als auch die Philosophie SEKEMs.

Dem frischgebackenen Vater einer zwei Monate alten Tochter ist es ein großes Anliegen, seinen Arbeitsschwerpunkt in Ägypten immer mehr zu verbreiten: Bildung für eine nachhaltige Zukunft des Landes. „Es braucht zwar noch viel Potentialentfaltung und Innovation, aber ich sage ‚ja‘, wir können es schaffen – vor allem wenn wir die SEKEM Vision weiter teilen“, so Moamen Ghanem zuversichtlich. „Ich freue mich schon darauf, meine Tochter Roqaya auf der SEKEM-Farm spielen zu sehen und sie in der Schule anzumelden, denn das ist der beste Ort für die Entwicklung von Kindern und einer friedvollen Zukunft.”

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