Menschen in SEKEM: Gamal Yassine El-Sayed

Wenn man die Geschichte von Gamal Yassine El-Sayed erzählt, muss man auch einen Blick auf die die Geschichte seiner beiden großen Vorbilder werfen: seinen Vater Yassine El-Sayed und Ibrahim Abouleish, den Gründer von SEKEM und die zweite Vaterfigur in seinem Leben.

Jimmy, wie ihn in SEKEM jeder nennt, kam 1990, als er erst 12 Jahre alt war, das erste Mal nach SEKEM. Jimmys Vater hat SEKEM seit der Gründung 1977 in der Landwirtschaft unterstützt und war damit einer der ersten, die Ibrahim Abouleish halfen, seinen Traum von einer Oase mitten in der Wüste wahr werden zu lassen. Insbesondere die Gärten rund um die SEKEM Hauptgeschäftsstelle und den heutigen Campus der Heliopolis Universität wurden von Yassine El-Sayed geplant und bepflanzt und dienten dem jungen Gamal als großer Spielplatz.

In SEKEM groß geworden

So verbrachte Jimmy als Teenager viel Zeit mit seinem Vater an dessen Arbeitsplatz, genoss die freie Umgebung und sah zu, wie die Bäume und Blumen wuchsen, während auch er selber groß wurde. An der Seite seiner beiden Vorbilder fühlte er sich ermutigt, nicht nur durch traditionelle Erziehung, sondern auch durch Erfahrung zu lernen. „Obwohl ich mein Studium nach dem ersten Semester abbrach, hörte meine Ausbildung nie auf“, sagt Gamal. Er hatte mit Ibrahim Abouleish einen großen Lehrer, der ihm immer wieder Einblicke in neue Bereiche ermöglichte, in denen er lernen und seine Fähigkeiten und Talente entwickeln konnte. Zunächst lernte er das Handwerk seines Vaters und arbeitete einige Jahre mit ihm in der Landwirtschaft. Dann ging es weiter in die Schreinerei, über die Lagerwartung bis hin zur Cafeteria, wo er heute tätig ist. “Dr. Ibrahim hat mir erklärt, dass er will, dass ich alles über den Ort weiß, alles tun kann und, dass mir SEKEM genauso gehört wie ihm. Er wollte, dass ich so ein Verantwortungsgefühl entwickele und ich mich entsprechend gut um SEKEM kümmere“, berichtet Jimmy.

“SEKEM ist mein Zuhause.”

Obwohl Gamal keine besonderen Hobbys hat, bietet ihm der Arbeitsalltag genug Abwechslung: „Ich freue mich fast jeden Tag auf die Arbeit. SEKEM ist mein Zuhause, ich verbringe hier mehr Zeit als in Monofeya mit meiner Frau und meinen Kindern“, verrät der beliebte SEKEM-Mitarbeiter. „Ich habe viele Freunde hier. Wir kümmern uns umeinander und ich fühle mich geliebt und wertgeschätzt.“

Außerhalb SEKEMs ist Jimmy vor allem Ehemann und Vater von drei Mädchen und zwei Jungen. Samia, seine älteste Tochter ist bereits selber verheiratet, Amina studiert im ersten Semester, Salma und Yassin gehen noch zur Schule und sein jüngster Spross, Mohamed, ist erst drei Jahre alt. „Ich hoffe, dass einige meiner Kinder eines Tages die Heliopolis Universität besuchen, damit sie hier die gleichen wundervollen Erfahrungen machen können, wie ich sie gemacht habe“, so Gamal.

Ein besonderes Ritual

Insbesondere hofft er, dass seine Kinder dann auch das Ritual des SEKEM-Morgenkreises erleben werden, das ihm besonders viel bedeutet. Jeden Morgen versammeln sich alle Mitarbeiter der SEKEM Hauptgeschäftsstelle um einen großen Baum, den Jimmys Vater einst gepflanzt hat, und begrüßen den Tag gemeinsam – dabei halten sich alle an den Händen und sprechen einen Spruch Rudolf Steiners, der auch Inspiration für die Gründung SEKEMs war. Sich jeden Tag die Zeit zu nehmen, zusammen zu kommen und die Schönheit der Umgebung wahrzunehmen, gefolgt von ein paar Minuten des Gesprächs unter Freunden und Kollegen, ist ein Ritual, das Jimmy ganz besonders das Gefühl vermittelt, an seinem Arbeitsplatz gleichzeitig auch Zuhause zu sein. „Du bist in der Gemeinschaft genauso wichtig wie der Manager oder Arzt, der neben Dir steht, hat Dr. Abouleish oft erklärt. Er hat mich ermutigt, zu lernen und mir und meinem Potenzial zu vertrauen. Er fragte mich in verschiedenen Angelegenheiten nach meiner Meinung, um mich zu ermutigen, über meinen Job und meine Pflichten hinaus zu denken. Das versuche ich auch meinen Kindern zu vermitteln“, erinnert sich Gamal.

„Ich will die Liebe zu SEKEM und der Gemeinschaft an die nächste Generation weitergeben, wie es mein Vater mir weitergegeben hat“, sagt der 41-jährige SEKEM Mitarbeiter. So will er weiter lernen und die Samen, die sein Vater Yassin und sein Vorbild Ibrahim Abouleish in ihn gepflanzt haben, weiter pflegen und entwickeln.

Nadine Greiss

Menschen in SEKEM: Wedad Abd El Zaher Mohamed
Menschen in SEKEM: Moamen Ghanem