Das Frühjahr ist auf den Farmen SEKEMs die Zeit Ernte der Zitrusfrüchte, allen voran der Orangen. Sie werden vor allem zu schmackhaftem, naturbelassenem Saft verarbeitet.
Im Frühjahr ist in Ägypten Orangenzeit. Ende Januar sind die Bäume im ganzen Land dicht mit den runden Früchten behängt, die in intensiven, goldgelben Farben leuchten. Auch SEKEM besitzt vier Farmen, auf denen Orangen angebaut werden. Die allseits beliebten Früchte sind ein gutes Beispiel für die nachhaltige und faire Produktionsweise, um die sich SEKEM nicht nur in Ägypten bemüht. Produziert werden die kostbaren Früchte auf der Farm Adleja. Hier werden neben Orangen auch Limetten und Gemüse angebaut.
Zwölf Mitarbeiter kümmern sich auf Adleja um das Wohlergehen der Pflanzen. Je nach Bedarf bekommen sie Hilfe von bis zu acht Tagesarbeitern. Unter ihnen sind vier Landwirtschaftsingenieure, die weitere Mitarbeiter anleiten und die Arbeit organisieren. „Viele Bauern sind bereits seit über 25 Jahren bei uns. Sie haben sich ein umfangreiches Wissen über die biologisch-dynamische Landwirtschaft erworben, das sehr wertvoll für uns ist“, erklärt Mariam Abouleish. Die studierte Agrarwissenschaftlerin gehört zu den verantwortlichen Ingenieuren. Ihr Kollege Aied Abd El Hamed ist Bauer und gehört seit 26 Jahren zum Farm-Team. Für Aied ist sein Job auch seine Berufung: „In SEKEM habe ich meine zweite Seele gefunden. Ich arbeite sehr gerne hier“, sagt der Vater von vier Kindern. „Ich habe das Gefühl, dass ich dazu geboren wurde, Bauer zu sein.“
Die Feldbewirtschaftung wird in Adleja noch ganz in Handarbeit erledigt. Aied ist daher stets gut beschäftigt, beispiels- weise mit dem Jäten von Unkraut, der Sicherstellung der Wasserversorgung oder dem Beschneiden der Bäume. Zusätzlich werden die Plantagen entsprechend den Richtlinien der Demeter-Landwirtschaft mit eigens angefertigten Präparaten behandelt.
Wasserversorgung bleibt Herausforderung
Seitdem die Regierung vor einigen Jahren einen Kanal zwischen Nil und Suez Kanal bauen ließ, erfolgt die Bewässerung der Farm mit Wasser aus dem großen Fluss, der Ägypten der Länge nach durchströmt. „Der Vorteil ist, dass dieses Wasser nicht so salzig ist wie das aus den Brunnen. Die Wüstenböden sind vor allem durch jahrzehntelange Misswirtschaft stark mit Salz belastet“, berichtet Mariam Abouleish. Der mehr als 30 Jahre lang biologisch-dynamisch gepflegte Boden der SEKEM-Farmen kann übrigens bis zu 20 Prozent mehr Wasser aufnehmen, als konventionell bewirtschaftete Erde. Das ist in Ägypten von großer Bedeutung, da hier ganzjährig künstlich bewässert werden muss.
Eine weitere Herausforderung ist die Bekämpfung von Pflanzenschädlingen und Pilzen. Dazu werden die Pflanzen gemäß biologisch-dynamischer Prinzipien mit Ölen, mikronisiertem Schwefel oder anderen natürlichen Präparaten behandelt.
In Adleja sind übrigens mehr Menschen beschäftigt als auf einem vergleichbar großen deutschen Hof. Etliche deutschen Bauern vertraute Landmaschinen sind in Ägypten nicht erhältlich. Viele Farmen sind daher vergleichsweise klein. Der Einsatz großer Erntemaschinen lohnt sich daher nicht.
Die jungen Orangenbäume haben 2014 zum ersten Mal Früchte getragen. „Normalerweise erhalten wir zehn bis 15 Tonnen Ertrag pro Hektar“, weiß Mustafa Al Anwar. Der Landwirtschaftsingenieur gehört bereits seit elf Jahren zum Adleja-Team. „In diesem Jahr erwarten wir mindestens das Doppelte – bis die jungen Bäume den vollen Ertrag liefern, werden noch ein paar Jahre vergehen“. Dem Ingenieur gefällt in SEKEM vor allem der Geist der Zusammenarbeit, auch aufseiten der Leitung. „Wir sind untereinander ständig in Kontakt und werden oft nach unserer Meinung gefragt. Ich weiß es zu schätzen, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Erfahrungen aktiv einzubringen.“
Respektvoller Umgang, nicht nur unter Mitarbeitern
SEKEMs Mitarbeiter profitieren außerdem von einer Krankenversicherung und regelmäßigen Fortbildungen. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, an vielfältigen kulturellen Angeboten teilzunehmen. Wirft man einen Blick auf die Felder neben Adleja, dann fällt schnell auf, dass SEKEM nicht nur einen respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern pflegt, sondern zudem auch auf Sauberkeit und Ordnung viel Wert legt. Außerdem sind viele der konventionellen Felder Abgasen großer Schnellstraßen ausgesetzt. Adleja findet sich hingegen an einer abgelegenen Landstraße und ist von Baumhecken umgeben.
Nachdem SEKEMs Orangenbäume seit fünf Jahren gepflegt und aufgezogen wurden, können sie in Kürze zum zweiten Mal geerntet werden. Hierzu wird regelmäßig der Zuckergehalt der Früchte gemessen. Die SEKEM-Orangen sind durch die ägyptische Sonne besonders vollfruchtig und besitzen zugleich eine erfrischende, säuerliche Note. „SEKEMs Firma ISIS Organic holt das Obst ab und verarbeitet es weiter“, erklärt Mustafa Al Anwar. „Die Früchte für den ägyptischen Markt werden gewaschen, gepresst und als der beliebte ISIS Organic-Orangensaft abgefüllt.“ Die Orangen für deutschen Kunden müssen allerdings aufgrund besonderer Vorschriften in einer anderen Firma weiterverarbeitet werden. Sie gehen danach zum Beispiel an den deutschen Fruchtsaftproduzenten Voelkel. Für ihn baut SEKEM seit einiger Zeit rund 20 Hektar Orangen der Sorte Valensia Late an.
Sorgsame Landwirtschaft für integrative Entwicklung
Mit dem nachhaltigen Orangenanbau leistet SEKEM sowohl einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Menschen in Ägypten als auch zum Erhalt ihrer gesunden Umwelt. Durch die besonders sorgfältigen Anbaumethoden und das Bemühen um ein faires Wirtschaften sind die Orangen ein wichtiger Teil des integrativen Ansatzes der Initiative, Natur und Mensch nicht getrennt voneinander, sondern gemeinsam zu schützen.