100% Solarenergie für Ägypten ist nicht nur eine SEKEM-Vision

Am 8. April war Prof. Dr. Evert Du Marchie van Voorthuysen, ein niederländischer Experte für erneuerbare Energien, an der Heliopolis-Universität (HU) zu Gast und hielt ein Seminar zum Thema Solarenergie als Lösung für die Probleme des Klimawandelproblems in Ägypten. Wiekert Visser, ein engagierter SEKEM-Freund aus den Niederlanden, besuchte den Vortrag und fasst seine Eindrücke für die SEKEM News zusammen.

SEKEM arbeitet verstärkt daran, nachhaltige Energienutzung in allen Tätigkeitsbereichen immer weiter auszubauen. Gemeinsam mit dem österreichischen Partnerunternehmen SEKEM Energy und der Heliopolis University kooperiert SEKEM mit mehreren Firmen und Universitäten in Europa und Ägypten, um am Energiewendeprozess mitzuwirken. Ein aktuelles Beispiel ist die Installation von solarbetriebenen Wasserpumpen auf der SEKEM-Farm in der Oase El-Bahareyya, die von der Austrian Development Agency (ADA) unterstützt wurde.

Mitarbeiter von SEKEM Energy und das SEKEM-Team vor der neuen solarbetriebenen Wasserpumpe in der Oase El-Bahareyya.

In diesem Zusammenhang sprach Prof. Dr. Evert Du Marchie über das Potenzial von Solarenergie in Ägypten. Der Experte arbeitet derzeit mit der HU zusammen an einem Projekt, bei dem ein solarbetriebenes Frischwassererzeugungssystem entwickelt werden soll, das Luftfeuchtigkeit und Tau nutzt.

Zu Beginn seines Vortrags stellte Dr. Evert den Hintergrund des Klimawandels und seine Verbindung zu den steigenden CO2-Emissionen aufgrund menschlicher Aktivitäten dar. Basierend auf Daten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zeigte er, dass wir unsere CO2-Emissionen in den nächsten 20 Jahren auf null reduzieren müssen, um eine maximale Temperaturerhöhung von 1,5 °C zu erreichen. Alternativ können die CO2-Emissionen in den kommenden 40 Jahren auf null reduziert werden, was zu einer maximalen Temperaturerhöhung um 2 °C führen würde. Der Professor erinnerte das Publikum daran, dass mit dem weltweiten Temperaturanstieg ein erheblicher Anstieg des Meeresspiegels einhergeht, der dazu führen wird, dass alle Meeresmündungen der Welt überflutet werden, einschließlich des Nil-Deltas in Ägypten.

“Das älteste CSP-System der Welt wurde 1916 in Ägypten gebaut und erzeugte Strom, um Wasser vom Nil in Bewässerungskanäle zu pumpen.”

Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes kann nur durch die Abschaffung fossiler Brennstoffe erreicht werden. Energie, die auf fossilen Brennstoffen basiert, kann am besten durch Sonnenenergie ersetzt werden. Im Bereich der Solar Energiegewinnung gibt es zwei Haupttechnologien: Photovoltaik (PV) und Concentrated Solar Power (CSP). PV ist eine günstige Technologie, die direkt Strom erzeugt. Der Wirkungsgrad beträgt jedoch nur 15 bis 20 Prozent und erfordert in der Zeit, in der die Sonne nicht scheint, die Speicherung der Energie in teuren und umweltschädlichen Batterien. Bei der CSP-Technologie werden Sonnenstrahlen mithilfe von Spiegeln auf einen Punkt fokussiert, sodass Wärme erzeugt wird, aus der dann Energie gewonnen wird. Die Methode ist weiterentwickelt und der Wirkungsgrad beträgt bis zu 25 Prozent. Die Wärme kann bei Bedarf problemlos gespeichert und in Strom umgewandelt werden. Das älteste CSP-System der Welt wurde 1916 in Ägypten gebaut und erzeugte Energie, um Wasser vom Nil in Bewässerungskanäle zu pumpen.

Durch die großen freien Flächen und die vielen Sonnentage bietet Ägypten die idealen Voraussetzungen, um seine Energieversorgung von der Verbrennung fossiler Brennstoffe auf Solarenergie umzustellen. Dadurch würden die extremen Umweltverschmutzungen etwa in Kairo stark eingeschränkt werden können.

100% Solarstrom für Ägypten in den nächsten 10 Jahren

Dr. Evert erinnerte das Publikum an den US-Präsidenten Kennedy, der seine Nation 1961 herausforderte, innerhalb von 10 Jahren den ersten Menschen auf den Mond zu bringen. Wie wir wissen, hat er es geschafft. So zeigte sich Evert Du Marchie van Voorthuysen auch zuversichtlich, dass Ägypten es schaffen wird, die Energieversorgung des Landes in den kommenden zehn Jahren zu 100 Prozent durch Solarenergie sicherzustellen. Das entspricht auch einem der Ziele der SEKEM Vision für 2057. Zum Erreichen dieses Ziels sind jedoch weiteres Wissen, Erfahrungen und Partnerschaften, wie die zu Beginn erwähnten, von großer Bedeutung.  

Prof. Dr. Wiekert Visser ist Geologe mit weitreichender Erfahrung in der Erdölindustrie und in der universitären Bildung. Zuletzt war er Professor an der Deutschen Technischen Universität in Oman. Als Emeritus unterstützt er seit 2017 die Heliopolis Universität und ist Mitglied der SEKEM Freunde Niederlande.

SEKEM Energy
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