Es gibt in Afrika viele Beispiele für soziale Innovation, die auch für Europa sehr inspirierend sind. SEKEM ist eines davon“, so Maximilian Abouleish-Boes, Leiter der Abteilung für nachhaltige Entwicklung in SEKEM. Kürzlich hat Abouleish-Boes an zwei Veranstaltungen zu diesem Thema in Afrika und Europa teilgenommen; dem „Integral Africa Enterprise Roundtable“ in Südafrika und dem „Integral Education Roundtable“ in Slowenien. Dabei hat er nicht nur SEKEM vertreten, sondern ist auch erstmalig als frisch graduierter Doktorand der Trans4m-Bewegung aufgetreten.
„SEKEM und Trans4m arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam an der Entwicklung eines integralen unternehmerischen Systems, dem soziale und gesellschaftliche Innovation zugrunde liegen.“
Unter dem Titel „Soziale Innovationen für nachhaltige Entwicklung in Ägypten und im Nahen Osten gestalten“ hat sich Maximilian Abouleish-Boes in seiner Doktorarbeit mit dem integralen Entwicklungsansatz von Menschen und Organisationen auseinandergesetzt, der auch in SEKEM von immer wichtiger wird. Dieser Ansatz ergänzt die SEKEM-Nachhaltigkeitsblume mit ihren vier Dimensionen, Wirtschaft, Ökologie, kulturelles und gesellschaftliches Leben. „Durch diese vier Dimensionen ist SEKEM zu einem lebendigen Organismus geworden; wobei die einzelnen Bereiche ebenfalls einen vierdimensionalen Prozess in sich tragen“, verweist der SEKEM-Nachhaltigkeitsexperte auf das Integralmodell von Prof. Alexander Schieffer und Prof. Ronnie Lessem, den Mitbegründern von Trans4m. „Es handelt sich um den GENE-Rhythmus, ein Grounding-Emerging-Navigating-Effecting-Rhythmus, der dynamisch die Dimensionen der integralen menschlichen und organisatorischen Entwicklung in Richtung Erneuerung widerspiegelt – sowohl in Bezug auf das eigene Ich als auch im Hinblick auf Organisationen oder gar die Gesellschaft. Ein Impuls, den wir in der heutigen Zeit dringend benötigen,“ ergänzt er.
Nachhaltiger Erfolg innerhalb Gemeinschaften und Unternehmen in und für Afrika
„Afrika ist stak in der Kultur und Natur verwurzelt. Gleichzeitig ist der Kontinent seit vielen Jahren mit Krisen unterschiedlichster Art konfrontiert. Dies benötigt ständig grundlegend neue Methoden, um Herausforderungen anzugehen oder von vorne zu beginnen – so wie beispielsweise der SEKEM-Impuls vor über 40 Jahren aus der Wüste, dem Nichts, entstanden ist.“ Maximilian Abouleish-Boes
In Zusammenarbeit mit Trans4m veranstaltete die afrikanische Organisation AFLEAD eine Diskussionsveranstaltung in Johannesburg zum Thema „Aufbau integraler afrikanischer Unternehmen: Nachhaltiger Erfolg in Gemeinschaft für und in Afrika“. 30 südafrikanische und internationale Experten nahmen an der Veranstaltung teil und erhielten Einblicke in afrikanische Pioniere integraler Unternehmungen. SEKEM wurde neben MedLabs aus Jordanien und Providence Human Capital aus Simbabwe als Vorzeigemodell präsentiert.
Maximilian Abouleish-Boes stellte im Rahmen seiner Doktorarbeit den ganzheitlichen Ansatz von SEKEM und das sich neu entwickelnde Führungssystem vor. „Klarheit und Transparenz für alle SEKEM-Mitglieder in Bezug auf Verantwortlichkeiten und Ziele zu schaffen, steht im Fokus unserer derzeitigen Bemühungen zur Organisationsentwicklung“, erklärt der Nachhaltigkeitsexperte von SEKEM. „Mit einer visualisierten Führungsstruktur, die aus konzentrischen Kreisen besteht, können wir spezifische Rollen definieren und Projekte von einzelnen Mitgliedern eines jeden Kreises expliziter und effizienter besprechen und verwalten.“ Dieser Ansatz, der die Arbeit um einen bestimmten Zweck organisiert, wird auch zur Gestaltung und Umsetzung der Ziele aus SEKEMs Vision 2057 genutzt.
Kindergärten als treibende Kraft für regionale und integrale Entwicklung
In den Bildungseinrichtungen von Spitalnic fand der Roundtable zum Thema integrale Bildung statt. Die Schule von Spitalnic spielt eine Schlüsselrolle in der slowenischen Nachhaltigkeitsbewegung. „Der Veranstaltungsort hatte einen wichtigen symbolischen Charakter. Während wir zwischen spielenden Kindern diskutierten, wurde noch einmal deutlich, dass echte Entwicklung immer in diesem frühen Stadium beginnt“, erklärt Abouleish-Boes. Neben internationalen Denkern und Praktikern präsentierte der SEKEM-Vertreter und Trans4m-Stipendiat die ganzheitlichen Bemühungen SEKEMs für integrale Entwicklung vom Kindergarten an.
„Indem wir das Neue gebären und gleichzeitig dem Alten ausreichend und respektvollen Raum zugestehen, sind wir bereits auf dem Weg zu einem integralen Modell, das die gesamte ägyptische Gesellschaft in Zukunft gestalten soll. Wie in der Bio-Landwirtschaft besteht die Herausforderung darin, mit der Natur zu arbeiten anstelle gegen sie – also den natürlichen Entwicklungsprozess zu erkennen, der lebendigen Sozialsystemen zugrunde liegt.“ Maximilian Abouleish-Boes
SEKEM verfügt über ein komplexes Entwicklungsfeld verschiedener Entitäten, die in allen vier Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung arbeiten. „Wir befinden uns jetzt in einer Übergangsphase, die nicht linear verläuft“, schreibt Maximilian Abouleish-Boes in seiner Doktorarbeit. Er bezieht sich dabei auch auf den Rhythmus, in dem die SEKEM-Elemente zusammenarbeiten und soziale Innovationen bilden – diese sollen über die Organisation hinausgehen und die Gesellschaft mitgestalten. „Soziale Innovationen haben ihren Ursprung nicht in der Forschung, sondern in der Natur und Gemeinschaft. Denn: Hier entstehen auch die Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Um diese Herausforderungen ganzheitlich zu bewältigen, ist dann natürlich auch die Forschungsarbeit erforderlich“, so der Nachhaltigkeitsexperte.
SEKEM ist seit über 40 Jahren eine Art Keimzelle für gesellschaftliche Erneuerungen, die durch kulturelle Entwicklung stark mitbestimmt werden. Durch die biologisch-dynamische Landwirtschaft befassen sich die SEKEM-Landwirte mit kritischen Themen wie Ernährungssicherheit oder Klimawandel. Die Mission einer gesellschaftlichen Transformation in Ägypten ist auch eines der Ziele, die in der SEKEM Vision 2057 formuliert sind. „Probleme können allerdings nicht immer mit demselben Ansatz, oder der gleichen Logik gelöst werden. Wir brauchen eine agile und belastbare Führungsstruktur, die SEKEM als komplexes und lebendiges Ökosystem erkennt. Unsere Herausforderung besteht nun darin, die menschliche und organisatorische Entwicklung an den lokalen Kontext und das Bewusstsein der Menschen anzupassen“, schlussfolgert Maxmilian Abouleish-Boes.
Bilder: ©Trans4m
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