Im Rahmen des SEKEM-Projekts “Stärkung der Frauen für eine ausgewogene Gesellschaft” hat eine Gruppe von LehrerInnen der SEKEM Schule ein Seminar zum Thema Gleichstellung der Geschlechter entwickelt. Im April dieses Jahres wurde das Seminar zum ersten Mal mit vier Schulklassen durchgeführt.
Die SchülerInnen begannen mit einem Pantomime-Spiel, in dem sie verschiedene Aktivitäten wie das Erledigen von Haushaltsaufgaben, die Kindererziehung oder Fahrradfahren darstellten. Anschließend wurde in einer Gruppendiskussion darüber gesprochen, ob die jeweilige Tätigkeit von Frauen oder Männern durchgeführt werden sollte. “Ich konnte während der Übung die Begeisterung in den Augen der Mädchen sehen”, sagt Tamer Badr, einer der Lehrer, der die SchülerInnen während des Seminars begleitete. Auch die Auswirkung des alljährlichen „Girls’ Day“ wurde sichtbar: „Viele Mädchen bestanden darauf, dass sie, genau wie die Männer, in der Lage sind, Dinge im Haushalt zu reparieren. Der ‘Girls’ Day‘ hat ganz offensichtlich den Glauben in ihr Potential gestärkt”, stellt der SEKEM-Lehrer fest.
Geschlechterrollen über kontroverses Diskutieren reflektieren
Durch den interaktiven Charakter des Seminars begannen die SchülerInnen die Geschlechterrollen zu reflektieren. Obwohl sich die Lehrer den Standpunkten der Schüler gegenüber neutral verhielten, inspirierten sie ihre Gedankengänge zu einer spontanen Übung. Sie sollten eine Stellungnahme verfassen, die das völlige Gegenteil ihrer Meinung ausdrückte. „Die dadurch entstandene, durchaus kontroverse Debatte verbessert das kritische Denken der SchülerInnen”, erzählt Esraa Hegab, eine junge Lehrerin der SEKEM Schule, begeistert. Sie war überrascht, als einer der Jungs ihr sagte, dass er seine Meinung nach der Diskussion geändert habe. „Er erkannte, dass Kindererziehung nicht nur Aufgabe der Frauen sein sollte, sondern auch die Männer ihren Beitrag leisten müssen.“
Anschließend nahmen die SchülerInnen wieder ihre ursprünglichen Perspektiven ein und tauschten sich darüber aus, inwieweit sich diese geändert hatten. “Wir haben unsere Meinung frei geäußert und ich glaube immer noch, dass ich auch all das machen kann, was Männer machen”, sagt Donia Aboul Naga, eine Schülerin der 9. Klasse. “Nach dem Seminar haben wir zusammen Fußball gespielt, um zu zeigen, dass Mädchen und Jungen dieselben Fähigkeiten besitzen“, berichtet sie begeistert.
Chancengleichheit im Mittelpunkt einer nachhaltigen Gesellschaft
Auch die StudentInnen der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung (HU) hatten die Gelegenheit an einem interaktiven Seminar zum Thema Gleichstellung der Geschlechter im Rahmen des „Core Program“ teilzunehmen. Das obligatorische „Core Program“ soll die Denkweise der StudentInnen für Innovation und soziale Verantwortung durch verschiedene kulturelle Aktivitäten fördern. Im April nahmen 50 StudentInnen an dem Seminar, das bereits zum zweiten Mal stattfand, teil und tauschten ihre Meinungen und Ansichten in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männern aus.
Teil des interaktiven Seminars war ein Wettbewerb zwischen den HU-StudentInnen, bei dem sie Quizfragen zum Thema Chancengleichheit lösen mussten und anschließend mit kleinen Geschenken belohnt wurden. „Die StudentInnen sollen durch die Beantwortung der Fragen ein Bewusstsein für die geschlechtsspezifische Diskriminierung bekommen, mit der ägyptische Frauen konfrontiert sind – zum Beispiel ungleiche Berufsaussichten“, so Mohamed Anwar, Trainer des Kompetenzzentrums an der HU.
Wie SEKEM in der „Gender Strategy for a Balanced Society“ angibt, soll Chancengleichheit für Frauen und Männern in alle Bereiche der Initiative integriert werden, mit dem übergeordneten Ziel eine nachhaltige Gesellschaft zu begründen. Daher ist die Sensibilisierung für die Stellung der Frauen in der ägyptischen Gesellschaft fester Bestandteil der Ausbildung von SchülerInnen und StudentInnen in SEKEM und an der HU.
Noha Hussein/Anna Kölling
Fotos: © Anna Kölling
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