2015 wurde die SEKEM Initiative von der Konferenz der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Wüstenbildung mit dem „Land for Life Award“ ausgezeichnet, für den herausragenden Beitrag zur Wiederbelebung von Trockengebieten. Den diesjährigen Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung feiern die Vereinten Nationen unter dem Motto „Unser Land. Unsere Heimat. Unsere Zukunft“. Die SEKEM Initiative feiert mit, und zwar 40 Jahre nachhaltige Entwicklung in der Wüste.
Beinahe jede Minute wächst die Wüste um die Größe eines Fußballfeldes. Mehr als 250 Millionen Menschen sind weltweit von Wüstenbildung betroffen und ein Drittel der Erdoberfläche droht zu verdorren. Bodenerosion ist ein globales Problem aber in Ägypten, einem Land, das zu über 90 Prozent bereits aus Wüste besteht, von ganz besonders großer Relevanz.
Wasserarmut, Klimawandel, Überbevölkerung: Ägyptens Herausforderungen durch Wüstenbildung
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Anzahl der Ägypter vervierfacht. Über 91 Millionen Menschen versuchen heute auf der begrenzen fruchtbaren Fläche entlang des Nils zu leben. Ägypten muss 40 Prozent der Lebensmittel importieren.
Um dem entgegenzuwirken werden Unmengen Pestizide und künstliche Düngungsmitteln in der Landwirtschaft eingesetzt. Dadurch wird der Boden allerdings langfristig verseucht – das Land verwüstet stetig weiter. Außerdem vergiften die Chemikalien das kostbare Grundwasser, das neben dem Nil die einzige Wasserquelle des Landes ist. Und: Ägypten lebt schon jetzt in Wasserarmut. Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf liegt bei rund 660 Kubikmeter im Jahr – der weltweite Durchschnitt bei 1.000 Kubikmetern. Eine Prognose der Vereinten Nationen besagt, dass die Verfügbarkeit von Wasser im Jahr 2020 auf unter 500 Kubikmeter pro Kopf fallen wird.
Das Wüstenland ist besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. So ist beispielsweise der Anstieg des Meeresspiegels eine direkte Folge der globalen Erderwärmung – das Nildelta sinkt 3-5 Millimeter pro Jahr. Ein Anstieg des Meeres von einem Meter würde ein Viertel des Nildeltas überfluten – mehr als 10 % der ägyptischen Bevölkerung würden ihre Lebensgrundlage verlieren.
Ganzheitliches Engagement gegen Wüstenbildung
„Wir müssen die ökologischen Probleme des Landes im größeren Kontext sehen und dann mit einem ganzheitlichen Ansatz angehen“, sagt Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Initiative. „Es reicht nicht, nur nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Das Bewusstsein der Menschen muss durch Bildung gefördert werden und die Wirtschaft muss nachhaltiger agieren.“
Seit 1977 bewirtschaftet SEKEM ehemaligen Wüstenboden mit biologisch-dynamischen Landwirtschaftsmethoden. Über 680 Hektar Land wurden seither urbar gemacht. Außerdem arbeitet SEKEM mit rund 400 Vertragsbauern zusammen, die weitere 840 Hektar Land in ganz Ägypten biologisch bewirtschaften.
Durch bio-dynamische Landwirtschaft wird beispielsweise eine Erschöpfung der Böden verhindert, es entsteht mehr organische Substanz und ein breites Spektrum von mikrobiologischem Leben. Dadurch können die Böden bis zu 40% mehr Wasser speichern und binden im Durchschnitt rund drei Tonnen CO2e pro Hektar und pro Jahr. „Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass biologische Landwirtschaft maßgeblich zur Bekämpfung des Klimawandels beiträgt“, so Helmy Abouleish.
SEKEM ist nach 40 Jahren Engagement für eine nachhaltige Zukunft Ägyptens überzeugt, dass Wüstenbildung ebenso wie die anderen Herausforderungen vor denen das Land momentan steht, bekämpft werden können: wenn Wüstenboden biodynamisch kultiviert, die Wirtschaft ganzheitlich betrachtet und das Potenzial der Menschen gefördert wird.
SEKEM erhält Land for Life Award
Helmy Abouleish: Das Leben ist Wunderbar!