Die SEKEM Initiative feiert im vergangenen Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Auf dem ehemaligen Wüstenland, wo heute die SEKEM Gemeinschaft lebt, arbeitet und lernt, gab es offensichtlich bereits vor vielen Millionen Jahren menschliches Leben. Davon zeugen Funde, die Prof. Dr. Wolfgang Schad 2004 auf der SEKEM Farm machte: Er entdeckte erstmals, von Urmenschen beschlagene Steine auf den SEKEM-Äckern. Es versteht sich von selbst, dass Dr. Ibrahim Abouleish seinen Freund sofort damit beauftragte den Entdeckungen weiter nachzugehen, und einen Raum zur Verfügung stellte, in dem die prähistorischen Gegenstände ausgestellt werden konnten. So entstand das SEKEM Museum für Naturgeschichte und menschliche Urgeschichte.
Seither unternahm der deutsche Evolutionsbiologe regelmäßig Exkursionen in und um SEKEM und konnte gemeinsam mit vielen Helfern über 1000 weitere Steinartefakte von den SEKEM-Feldern und aus nahegelegenen Wüstengebieten zusammentragen. Ein Grund für das Vorkommen dieser geschichtsträchtigen Gegenstände ist die wissenschaftliche Annahme, dass Menschen der Altsteinzeit vor rund 2 Millionen Jahren Afrika in Richtung des Nahen Ostens verließen. Die Wege verliefen höchstwahrscheinlich zwischen dem Nildelta und dem Roten Meer. So haben die Menschen auch das Gebiet, auf dem sich heute die SEKEM Farm befindet, durchquert. Die Funde sind also von großer Bedeutung für die Erforschung der menschlichen Urgeschichte.
Mittlerweile befinden sich 20 Vitrinen – übrigens gefertigt von Schülern des SEKEM Berufsbildungszentrums – gefüllt mit unzähligen Steinen, Pfeilspitzen, Schalen oder auch Reptilien in SEKEMs Museum. Die von Menschen beschlagene Artefakte der SEKEM-Felder können unterschiedlichen Kulturstufen der Altsteinzeit zugeordnet werden. Die weitere Erforschung der archäologischen Funde, aber auch die Sortierung und Instandhaltung des Museums benötigen viel Zeit und fundierte Kenntnisse. Dazu bekommt Dr. Wolfgang Schad regelmäßig Unterstützung von engagierten Freunden. Kürzlich besuchten in seinem Auftrag die beiden Waldorflehrer Angelika Fried und Benjamin Bembé SEKEM und beschäftigten sich mehrere Tage lang mit der Sichtung und Dokumentation vieler neuer Artefakte. „Die Funde müssen gewogen und ausgemessen, fotografieren und dokumentieren werden“, berichtet die langjährige SEKEM-Freundin Angelika Fried. „Besondere Stücke mit musealem Wert werden dann in die Ausstellung aufgenommen.“
Dieses Mal besuchten außerdem zwei Prähistoriker der Universität Basel das SEKEM Museum: Prof. Dr. Jean-Marie Le Tensorer und Dr. Reto Jagher. Sie übernahmen die erneute Sichtung, Beschreibung und digitale Erfassung der bedeutenden Fundstücke und verschafften sich einen Gesamtüberblick. Die beiden Wissenschaftler haben einen urgeschichtlichen Forschungsschwerpunkt unter anderem mit dem Blick auf die ersten Menschen, die Afrika verließen. Sie arbeiten nun an einer Publikation für eine einschlägige Fachzeitschrift über den SEKEM-Wanderweg der Urmenschen.
Christine Arlt
Die SEKEM Freunde Deutschland
Ein Leuchtturm in der Gemeinschaft: Das Haus der Kulturen und Abouleish Museum
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