Hinter jeder Gemeinschaft, die an Analphabetismus, Armut oder Gewalt leidet, steht die Unterdrückung von Frauen. Kulturelle und soziale Zwänge berauben Frauen von ihren Rechten auf Bildung, Arbeit und allgemein im täglichen Leben. Weibliches Potenzial bleibt verschlossen oder wird ausgebeutet – dadurch ist nachhaltige Entwicklung schlicht nicht möglich. Nur wenn alle Mitglieder der Gemeinschaft gleichermaßen integriert sind und die Freiheit haben, Talente und Fähigkeiten zu entfalten, kann eine nachhaltige Zukunft gestaltet werden.
Brücken schlagen
Ein Hauptaspekt der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, liegt darin, den Arbeitsmarkt flexibler und umfassender für alles vorhandene Potenzial zu gestalten und dabei Brücken zwischen geschlechtsspezifischen Lücke zu schlagen. Ägypten befindet sich auf Platz 116 von 138 Ländern im Global Competitiveness Report 2016-2017, der vom Weltwirtschaftsforum veröffentlicht wird. Der Bericht beurteilt die Wettbewerbsfähigkeit von 138 Wirtschaftssystemen, indem er umfassende Einblicke in deren Produktivität und Wohlstand gibt. In der Analyse wird betont, dass die wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften diejenigen sind, die unter der Erwerbsbevölkerung einen hohen Prozentsatz an weiblicher Beteiligung haben.
Was konkret die Gleichstellung der Geschlechter betrifft, wurde Ägypten im Global Gender Gap Report 2016 auf Platz 132 von 144 Ländern eingeschätzt. „Die ägyptische Wirtschaft braucht dringend qualifiziertes Personal – um in der Weltwirtschaft zu konkurrieren, müssen wir die besten Talente von Männern ebenso wie von Frauen entwickeln“, weiß Helmy Abouleish, CEO von SEKEM.
Frauenförderung für eine ausgeglichene Gesellschaft
SEKEM weiß, dass eine Grundvoraussetzungen für die Verwirklichung von Nachhaltigkeit darin besteht, „eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen und dafür Frauen und Mädchen zu stärken“ – Nummer 5 der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Seit der Gründung im Jahr 1977 fördert die SEKEM Initiative Gleichheit und Vielfalt unter allen Mitgliedern. Ausgehend von den landwirtschaftlichen Aktivitäten, hat SEKEM in allen Bereichen ein frauenfreundliches Arbeitsumfeld geschaffen. 2015 veröffentlichte SEKEM diese Bemühungen und Ziele in einer spezifischen „Gender Strategy for a Balanced Society“ (Strategie für eine ausgeglichene Gesellschaft). Darin wird die Förderung einer sicheren und menschenwürdigen Arbeitsumgebung für männliche und weibliche Mitarbeiter festgehalten und bestärkt. So bietet SEKEM jungen Müttern beispielsweise nach ihrer Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub flexible Arbeitszeiten und einem Platz in der SEKEM Kinderkrippe.
2015 hatte SEKEM einen Anteil von 23 Prozent Frauen unter den Mitarbeitenden, darunter auch Führungspositionen. Mithilfe der SEKEM Gender Strategy soll der Frauenanteil stetig wachsen; Ziel ist es, ein Gleichgewicht von 50 Prozent zu erreichen.
„Wir stärken Frauen nicht nur um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, sondern mit einem viel höheren Ziel: Eine nachhaltige Zukunft.“ Helmy Abouleish
Darüber hinaus bietet SEKEM den Schülern und Studierenden der SEKEM Schulen und der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung spezielle Veranstaltungen zum Thema Gleichberechtigung. So finden regelmäßig Aktivitäten statt wie etwa der Girls’ Day, bei dem Mädchen Einblicke in handwerkliche Tätigkeiten bekommen und Jungen sich mit Berufen beschäftigen, die vermehrt von Frauen besetzt sind. SEKEM ist überzeugt, dass die Förderung von Bewusstsein über Chancengleichheit, speziell unter jungen Menschen, einen wichtigen Beitrag zur Überwindung von Grenzen leistet. Denn diese Grenzen sind aus Unwissenheit und dem Mangel an Bewusstsein entstanden und stehen gesellschaftlichen Entwicklungen seit vielen Jahren im Weg.
„Wir stärken Frauen nicht nur um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, sondern mit einem viel höheren Ziel: Eine nachhaltige Zukunft“, so Helmy Abouleish. Es ist die Zukunft, die in SEKEMs Vision seit 40 Jahren verankert ist – eine Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird, in der jeder Mensch Liebe und Respekt findet und in der es Raum für die Entfaltung von Potential gibt.
Aus der Idee einer nachhaltigen Entwicklung und dem Aufbau einer blühenden Zukunft für Ägypten und die Welt, entstand SEKEM vor 40 Jahren. Für SEKEM ist nachhaltige Entwicklung kein Modethema, sondern Kerngeschäft. SEKEM orientiert sich an der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ und der Erreichung aller 17 SDGs. Das ganzheitliche Konzept misst SEKEM mit der sogenannten Nachhaltigkeitsblume. Die Blume ist ein Management-, Bewertungs- und Kommunikationsinstrument, welches das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in ihren vier Dimensionen symbolisiert: Wirtschaftsleben, gesellschaftliches Leben, kulturelles Leben und Ökologie.
Noha Hussein
SDG 3: Für das Glück der Menschen und Wohlbefinden
Seminare zur Geschlechtergleichstellung für SchülerInnen und StudentInnen