Im November findet die UN Klimakonferenz (COP27) im ägyptischen Sharm EL-Sheikh statt. Keine Frage, dass SEKEM hier aktiv für den Klimaschutz eintreten wird. In Vorbereitung auf das wichtige internationale Event haben SEKEM und die Heliopolis Universität ein Konzeptpapier entworfen, in dem dargelegt wird, wie Landwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten kann. SEKEM stellt darin ein konkretes Modell vor, wie tausende von Bio-Bauern Klima schützen und dafür auch entsprechend entlohnt werden können. Dieses Modell zeigt nicht nur für Ägypten großes Potential, die ökologische Agrikultur zu fördern und damit CO2 einzusparen, sondern birgt auch enorme Chancen für den internationalen Bio-Sektor und das Erreichen der Klimaziele weltweit.
Nachhaltige Agrikultur bindet CO2
Über 40 Jahre nachhaltige Agrikultur unter herausfordernden Bedingungen in einem Wüstenland wie Ägypten haben gezeigt, dass diese einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen leisten kann, nämlich durch die Bindung von CO2 im Boden, Aufforstung, die Wiederverwertung organischer Abfälle als Kompost und den Einsatz anderer organischer Dünger sowie erneuerbarer Energien. Unter Berücksichtigung all dieser Indikatoren lässt sich berechnen, dass pro Hektar und Jahr mindestens 27 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e) aus der Luft gebunden werden können.
In einem ersten Schritt möchte SEKEM zunächst erreichen, dass die tausenden Bauern, die bereits seit vielen Jahren biologische Agrikultur in Ägypten betreiben, für diesen Verdienst an der Umwelt auch entlohnt werden. Sie sollen für die von ihnen auf diese Weise bewirtschafteten Flächen, eine Abnahme auf dem stark wachsenden CO2-Markt für die Agricultural Carbon Credits genannten CO2-Äquivalente finden können. Dadurch können sie ein zusätzliches Einkommen generieren, welches ihrem Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels entspricht. Im zweiten Schritt sollen die Bauern, die ehemaliges Wüstenland bewirtschaften, auf Bio-Methoden umstellen und in das Kompensierungssystem aufgenommen werden, bevor dann im letzten Schritt auch die sogenannten „alten Ländereien“ im Nildelta für Agricultural Carbon Credits qualifiziert werden können. Bereits in der ersten Phase, in der es um die Zertifizierung von rund 110 000 Hektar Öko-Land geht, würden Zertifikat in der Größenordnung von rund 3 Millionen Tonnen CO2 generiert.
Agricultural Carbon Credits – für den Verdienst der Bauern
Als Prototyp für das Agricultural Carbon Credits-Modell stellt SEKEM in dem Konzeptpapier die eigene Wahat-Farm in der westlichen Wüste Ägyptens vor. Hier werden auf über 330 Hektar durch die biologisch-dynamische Bodenbewirtschaftung, das Pflanzen von Bäumen und den Einsatz von Kompost knapp 12 000 Tonnen CO2 pro Jahr gebunden. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von über 4 500 ÄgypterInnen. Würde dieses Modell auf die gesamte ägyptische Landwirtschaft angewendet, würden insgesamt 100 Mio. Tonnen CO2 gebunden werden, was aktuell der Hälfte des gesamten CO2-Ausstoßes Ägyptens entspricht.
Auf dieser Grundlage ruft SEKEM zum Handeln auf. Bei den diesjährigen COP27-Verhandlungen soll der Zugang dieser Agricultural Carbon Credits in den konventionellen Emissionszertifikatehandel propagiert werden.
Klima-Retter vs. CO2-Verursacher
Für die Zertifizierung und Ausstellung der Agricultural Carbon Credits hat der Economy of Love-Standard bereits das notwendige Konzept entwickelt und erprobt. Grundlage dafür ist der Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung nach Definition der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC).
Die Landwirtschaft weltweit, die für knapp 24 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, könnte so bald nicht nur CO2-neutral werden, sondern sogar maßgeblich zur Einsparung von Kohlenstoffemissionen beitragen. SEKEM sieht enormes Potenzial im Handel mit Agricultural Carbon Credits die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen und kooperiert dazu auch mit dem ägyptischen Landwirtschaftsministerium. Gemeinsam sollen die nationalen Rahmenbedingungen für die Reduzierung von Emissionen geschaffen werden – damit mehr Bauern Klimaschützer sein können anstatt CO2-Verursacher.
Lesen Sie hier das komplette Konzeptpapier!
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