Im Alter von 28 Jahren, verheiratet mit zwei Kindern, hat Nadia Hassan erstmalig einen Beruf aufgenommen. Als Ehefrau und Mutter möchte Nadia damit nicht nur die Familie finanziell unterstützen, sondern auch ihren Kindern ein gutes Beispiel sein und ihnen einen weiteren Grund geben, auf sie stolz zu sein.
Nadia ist in dem Dorf Kafr Ayoub zusammen mit vier Geschwistern aufgewachsen. Gleich nachdem sie ihr Studium mit einem Bachelor-Abschluss beendete, heiratete die junge Frau und brachte kurz darauf die Zwilling Salma und Amr zur Welt. In den folgenden drei Jahren widmete sie sich voll und ganz ihren Aufgaben als Hausfrau und Mutter. Um die finanziellen Belastungen mit ihrem Ehemann zu teilen, entschloss sich Nadia Hassan dann im Alter von 28 Jahren, eine Arbeit aufzunehmen. Diese Entscheidung in die Tat umzusetzen, war allerdings gar nicht so einfach.
In dem traditionell geprägten Dorf Kafr Ayoub ist es auch im 21. Jahrhundert noch unüblich, dass verheirate Frauen und Mütter einem Beruf nachgehen. Doch mit der Unterstützung und dem Verständnis ihres Mannes und ihrer Familie kam Nadia nach SEKEM und übernahm eine Aufgabe in der Abteilung für Qualitätskontrolle bei der Firma iSiS Organics. Ihre Kinder bringt sie während der Arbeitszeit in den Hort auf der SEKEM Farm. „Ich würde nicht arbeiten, wenn ich nicht wüsste, dass Salma und Amr gut versorgt sind“, sagt die SEKEM-Mitarbeiterin.
Zeit und Erfahrung sind die besten Lehrer
Als Nadia erstmalig davon sprach, die finanziellen Belastungen und Verantwortlichkeiten mit ihrem Ehemann Ahmed Elein zu teilen, war dieser zunächst nicht angetan von der Idee. Ahmeds Einstellung war von den Traditionen seiner Umgebung beeinflusst und so glaubte er, dass die Verantwortung für Haushalt und Kinder bei der Frau liegt. Nadia konnte aber seine Ansichten beeinflussen und so dauerte es nicht lange, bis er sie auch im Haus und in der Erziehung unterstützte. „Meine Berufstätigkeit hat nicht nur mich verändert, sondern auch meinen Ehemann. Wir sind dadurch zu wahren Lebenspartnern geworden und teilen alles mit Liebe und Verständnis füreinander. Ich bin wirklich froh, dass wir unseren Kindern dieses Beispiel geben können“, sagt Nadia.
Im Laufe der Jahre absolvierte Nadia zahlreiche Schulungen und Zusatzqualifikationen, sodass sie die Leitung von vier Mitarbeitern in der Qualitätskontrolle übernehmen konnte. Die Zusammenarbeit und Erfahrungen mit ihren früheren Vorgesetzten lehrten die engagierte SEKEM-Angestellte, wie wichtig es ist, eine gute Beziehung zu den Mitarbeitern und Kollegen aufzubauen. Sie nimmt gerne an künstlerischen Workshops teil, um ihre Kreativität und die ihrer Teammitglieder zu fördern.
„Besondere SEKEM-Erfahrungen waren für mich die ersten Treffen mit Dr. Ibrahim, die wöchentlich stattfanden und wo es Raum für offene Diskussionen und Meinungsäußerungen gab. Obwohl ich anfänglich viele Dinge gar nicht verstand, entwickelte ich ein Zugehörigkeitsgefühl zu SEKEM. Während dieser Treffen erkannte auch mein wunderbarer Manager Mohamed Anwar meinen Ehrgeiz und meine Kompetenz und bot mir die Führungsposition in der Qualitätsabteilung an“, erinnert sich Nadia. Dieser Vertrauensbeweis hinterließ großen Eindruck bei Nadia. „Meine Motivation und Zuversicht wurden geweckt und genau das versuche ich nun auch meinen Mitarbeitern weiterzugeben. Durch Vertrauen und Wertschätzung werden nicht nur Zufriedenheit und Motivation gefördert, sondern auch die Arbeitsabläufe und die Produktivität verbessern sich“, so Nadia Hassan. „Als Managerin messe ich meinen Erfolg am Erfolg meiner Mitarbeiter und ihren Fähigkeiten, sich zu entwickeln und zu wachsen.“
Die 38-jährige Nadia ist mittlerweile dreifache Mutter nach über 10 Jahren in SEKEM noch motivierter als am Anfang, sich neuen Herausforderungen zu stellen und andere in ihren Potentialen zu bestärken, so wie Ibrahim Abouleish sie bestärkt hat. Nadia und ihre Familie sind ein Beispiel dafür, wie die Förderung menschlicher Entwicklung auch in der Wirtschafts- und Arbeitswelt in der heutigen Zeit der beste Weg in Richtung Zukunftsfähigkeit und nachhaltigem Erfolg ist.
Nadine Greiss
Menschen in SEKEM: Reham Elshazly
Menschen in SEKEM: Thoraya Raafat Seada
Menschen in SEKEM: Entsar Meslam