SEKEM ist seit 25 Jahren sein Wegbegleiter – 25 Jahre, so alt ist Mahmoud Gamal. Er ist IT-Spezialist bei SEKEM. „Obwohl ich irgendwo anders arbeiten könnte, möchte ich lieber hier arbeiten“, erklärt er mit einem klaren und zuversichtlichen Blick. Sein Vater, Gamal El-Sayed, kam in den 80er Jahren als Arabischlehrer zu SEKEM – das war noch vor Mahmouds Geburt. Heute ist sein Vater der Direktor der SEKEM Schule. Doch das ist nicht der Grund, warum Mahmoud sich entschieden hat, für SEKEM zu arbeiten. „SEKEM ist tief in mir gewachsen. Ich fühle mich verpflichtet, SEKEM weiter zu entwickeln, und die Botschaft, Menschen und Natur zu respektieren, weiter zu tragen – wohin ich auch gehe“, fährt der Naturliebhaber fort.
Ein ethisches Dilemma
Mahmoud Gamal, der in einem Dorf unweit der SEKEM Farm in der Nähe von Bilbeis wohnt, ist bereits als Kind zur SEKEM Schule gegangen. Nach seinem Schulabschluss ist er für das Studium nach Kairo gezogen: Informatik und Informationssysteme, denn Technik und Computer habe er schon immer gemocht. In Kairo musste er sich jedoch auf einmal durchkämpfen: „Mich an die Verschmutzung und egoistisches Verhalten anzupassen, war für mich keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Herausforderung”, verrät Mahmoud. “In der SEKEM Schule bin ich mit den Prinzipien, in Harmonie mit der Natur sowie mit Kunst und Schönheit zu leben, aufgewachsen”, sagt der ITler. “Deshalb war es für mich nicht leicht, außerhalb SEKEMs zu sein. Zum Beispiel suche ich lieber stundenlang nach einem Mülleimer, als meinen Müll einfach auf die Straße fallen zu lassen“. Für ihn ist das ein Dilemma. “Wir sind diejenigen, die den Müll absichtlich auf die Straße werfen, uns dann aber gleichzeitig über die wachsenden Müllberge überall beschweren”, fährt er mit einem ironischen Unterton fort.
Maßnahmen für die Berufslaufbahn
Nach seinem Universitätsabschluss und einem einjährigen verpflichtenden Wehrdienst begann Mahmoud 2015 im Alter von 23 Jahren seine Tätigkeit als Spezialist für Unternehmensressourcenplanung bei SEKEM. Er ist der Jüngste in seiner Abteilung. “Dies bedeutet nicht, dass ich aufhören werde, mich zu entwickeln”, erklärt er. Diese kontinuierliche Bereitschaft, zu lernen und sich selbst zu entwickeln, ist charakteristisch für ihn: Freiwillig und eigenständig nimmt Mahmoud täglich an verschiedenen Weiterbildungen, wie beispielsweise Englischkursen, in Kairo teil.
Außerdem meldete sich Mahmoud zu einem Oracle-Softwaresystem-Training an. “Dadurch bin ich nun zertifizierter Oracle-Software-Administrator”, sagt der nachdenkliche und rücksichtsvolle SEKEM-Mitarbeiter. Vor kurzem hat er auch eine SAP-Zertifizierung erhalten. “SAP ist ein Akronym für Systeme, Anwendungen und Produkte. Es handelt sich um eine Software, die weltweit in den Unternehmensprüfungssystemen implementiert ist.”
“Sei dankbar für jeden Dorn, den andere auf dich werfen mögen. Er ist ein Zeichen dafür, dass du bald mit Rosen überschüttet wirst“, Shams Tabrizi
Obwohl oder gerade weil Mahmouds Beruf recht technisch ist, mag er gerne Kunst. “In der SEKEM Schule habe ich gelernt, Violine zu spielen. SEKEM hat die Liebe zur Kunst in meine Seele geprägt”, sagt der ehemalige SEKEM Schüler. SEKEM verankerte tief in ihm auch die Überzeugung, der Gemeinschaft dienen zu wollen. “Sei dankbar für jeden Dorn, den andere auf dich werfen mögen. Er ist ein Zeichen dafür, dass du bald mit Rosen überschüttet wirst”, zitiert Mahmoud Shams Tabrizi, einen persischen Gelehrten und spirituellen Lehrer Rumis. “Ich glaube fest daran und erzähle es immer, wenn ich auf SEKEMs Geschichte zurückblicke”, sagt er und bezieht sich dabei auf den SEKEM Gründer, der für seinen Traum, eine nachhaltige Gemeinschaft in der Wüste aufzubauen, für verrückt erklärt wurde.
Vergleichbar träumt Mahmoud davon, Computer-Bildungszentren in jedem Dorf in Ägypten zu betreiben. “Ich würde mit einem kleinen Zentrum in meinem Dorf anfangen und Trainer-Teams aufbauen, um weitere Zentren in den umliegenden Dörfern betreiben zu können. So konnte ich so viele Leute wie möglich ausbilden”, sagt Mahmoud. “Ich würde die Menschen aber nicht nur in Technologie schulen, sondern sie auch bitten, Maßnahmen gegen die aktuellen Herausforderungen wie Verschmutzung und Wasserknappheit zu ergreifen”.
Mahmoud glaubt, dass es nicht leicht ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Für ihn ist es jedoch eine Pflicht, die jeder erkennen sollte – eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung. “Der Analphabetismus kann Entwicklung und Fortschritt beeinträchtigen. Dies ist aber nicht darauf beschränkt, nicht lesen und schreiben zu können, sondern umfasst auch technologische Unwissenheit”, sagt der ehrgeizige SEKEM-Mitarbeiter – wenig überraschend für einen IT-Spezialisten. “Die gefährlichste Unwissenheit ist für mich allerdings mangelndes Bewusstsein für unsere soziale und ökologische Verantwortung”, fügt er hinzu.
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