Das Dorf Gelfina, gleich neben der SEKEM Farm gelegen, ist Heimat vieler SEKEM-Mitarbeitenden. Einer der Dorfbewohner ist Amir Abdel Aziz, der seit 18 Jahren in SEKEM als Koch beschäftigt ist.
Wie es in der ländlichen Gegend rund um SEKEM weit verbreitet ist, wuchs Amir Abdel Aziz in einer großen Familie mit drei Brüdern und zwei Schwestern auf. Doch seine unbeschwerten Kindertage waren begrenzt. Nach dem frühen Tod seines Vaters musst er sich um den Lebensunterhalt seiner Mutter und Geschwister kümmern. Damals war er gerade 14 Jahre alt. Später, als Amir 21 Jahre wurde und heiratete, kam in ihm der Wunsch auf, einen richtigen Beruf zu erlernen, mit dem er seine Familie sicher ernähren konnte und der ihm gleichzeitig Freude machen sollte.
Eine Leidenschaft finden und daran wachsen
Wenngleich es in seinem Heimatdorf Gelfina nicht üblich war, dass Männer in der Küche arbeiten, entdeckte er Interesse für die Gastronomie. Sein Bruder Sami, der bei Atos, einer der Tochterfirmen von SEKEM, arbeitete, ermutigte ihn, sich für die Arbeit in den Küchen der SEKEM-Farm zu bewerben. Sami überzeugte ihn, indem er Amir davon erzählte, wie SEKEM Menschen schult und fördert. Davon war Amir spätestens nach dem Bewerbungsgespräch mit SEKEM-Gründer Ibrahim Abouleish überzeugt. “Dr. Ibrahim war wie der Vater unseres Dorfes“, erklärt der heutige Küchenchef Amir.
So wurde Amir Abdel Aziz vor über 18 Jahren Mitglied der SEKEM Gemeinschaft, indem er zunächst das dreckige Geschirr in einer der Cafeterien auf der SEKEM Farm spülte. Er lerne schnell und seine Verantwortung wuchs. Bereits zwei Jahre später wurde er der Küchenchef der Mensa auf der SEKEM Farm Adleya, die nur wenige Kilometer von der Hauptfarm entfernt liegt. „Ich bin unserem Chefkoch Fahim sehr dankbar, dass er mir so viele Möglichkeiten gegeben hat, von ihm zu lernen“, sagt Amir Abdel Aziz.
Mittlerweile ist Amir selber Chefkoch und innerhalb SEKEMs umgezogen: Vor 12 Jahren wechselte er mit seinem Arbeitsplatz auf den heutigen Campus der Heliopolis Universität. Und auch hier wuchsen seine Verantwortlichkeiten. Nachdem der beliebte Koch dort zunächst einige Hundert Mitarbeitende von der SEKEM Zentralstelle bekochte, verwöhnt er mittlerweile über 2000 Studierende, Mitarbeiter und Gäste mit seinem kulinarischen Talent. Und nebenbei nimmt er sich auch die Zeit, seinen neuen Kollegen und Angestellten etwas von dem beizubringen, was er selber in den vergangenen 18 Jahren gelernt hat.
SEKEM und Familie
Amir ist heute SEKEMer durch und durch. Das beweisen unter anderem die Mühen, die er auf sich nimmt, um jeden Tag zur Arbeit zu kommen: 2 Stunden Fahrtzeit muss er einrechnen. Er verliert zwar dadurch wertvolle Familienzeit, aber so kann er seinen Kindern wiederum die ganzheitliche Bildung der SEKEM Schule ermöglichen. Ranya, seine älteste Tochter ist bereits verheiratet, Norhan hat die SEKEM-Schule abgeschlossen und absolviert jetzt eine Ausbildung am SEKEM Berufsbildungszentrum, und Mohamed, sein Jüngster, geht noch in die Grundschule. „Meine Frau Hanan ist das Rückgrat unserer Familie und der Grund, warum ich mich in meiner Arbeit verwirklichen kann. Neben ihren Aufgaben als Hausfrau, hat sie den wichtigsten und schwierigsten Job von allen: unsere Kinder zu gesunden, starken und gütigen Menschen großzuziehen. Ich bin sehr stolz und dankbar, sie als meine Partnerin zu haben“, schwärmt Amir mit großer Wertschätzung von seiner Ehefrau.
Der 42-jährige Koch und Vater übt seine Aufgaben auch nach bald zwei Jahrzehnten mit der gleichen Leidenschaft aus, wie am ersten Tag. „In SEKEM wurde mir beigebracht, dass Lernen, Geben und Entwicklung niemals enden. Ich freue mich darauf, mehr zu lernen und meinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen“, so der SEKEM Koch.
Nadine Greiss
Bio-Gastronomie in SEKEM
Menschen in SEKEM: Gamal El-Sayed