Früher strebte Tarek in erster Linie nach Erfolg und einem akademischen Status – insbesondere für den Stolz seiner Familie. Später haben sich seine Motive und Visionen geändert. Einen wichtigen Beitrag dazu hat SEKEM-Gründer Ibrahim Abouleish geleistet: “Dr. Ibrahim weckte in mir den Wunsch, einen Sinn im Leben suchen, der über mein persönliches Interesse hinausgeht. Er war selber ein Beispiel dafür, wie ein Mann einer ganzen Gemeinschaft dienen kann und wie der Traum eines Einzelnen Licht in viele Leben bringen kann”, erzählt Tarek El Araby, der heute die Abteilung für Forschung und Innovation an der Heliopolis Universität leitet.
2013 begann Tarek in SEKEM zu arbeiten, zunächst als Berater für Lebensmittelsicherheit bei dem Bio-Unternehmen iSiS Organic. Ein Jahr später spezialisierte er sich bereits auf ausgewählte Projekte, wie zum Beispiel das Bio-Guard Project zum Thema Pflanzenschutz mit effizienten Mikroorganismen. Mittlerweile trägt der promovierte Universitätsmitarbeiter sogar die Verantwortung für ein großes internationales Projekt zum Aufbau von Wissenszentren für Bio-Landbau in Ägypten und Nordafrika.
Aus einem Kompromiss wird Leidenschaft
Ursprünglich träumte Dr. Tarek El Araby von einem Studium der Wirtschaft, um damit den Grundstein zu einer erfolgreichen Karriere zu legen. Dazu reichten aber seine Schulnoten nicht aus und so folgte er dem Rat seines Vaters, sich an der Fakultät für Landwirtschaft einzuschreiben. Anfangs noch wenig motiviert, kam mit dem Studium bald auch ein echtes Interesse an dem Gebiet. Tarek entwickelte eine besondere Leidenschaft für Mikrobiologie und Forschungstechniken. „Im Laufe der Zeit begann ich die Thematik regelrecht zu lieben und wollte nichts mehr anderes tun“, erzählt er. So entstand auch der Wunsch seinen Enthusiasmus an andere Studierende weiterzugeben und er entschied sich für eine Lehrtätigkeit.
Kultur im Herzen
Tarek El Araby bemühte sich auch um eine vielfältige kulturelle Erfahrung seiner Studierenden. Während seiner 19-jährigen Lehrtätigkeit versuchte stets Kultur, Ethik und Ästhetik mit dem Fachgebiet Landwirtschaft zu verbinden. Das Bewusstsein für diesen Ansatz prägten sich während eines Aufenthalts in einer internationalen Gemeinschaft in Kanada, wo er promovierte. Auch Forschungsaufenthalte zu den verschiedenen Bodenmerkmale in Ägypten unterstützten sein Bewusstsein für eine Synthese aus Kultur, Sozialarbeit und Wissenschaft. Dieser Hintergrund passte perfekt zu SEKEM und Tarek war begeistert eine vergleichbare Vision mit der seinen in Ägypten zu finden. „Mir war der Begriff ‚nachhaltige Entwicklung‘ nicht fremd, aber ich war mir nie so recht im Klaren darüber, wie man ihn erreichen könnte. Auch das konnte mich Dr. Ibrahim lehren und diese Lehren begleiten mich noch heut“, erzählt der ehrgeizige SEKEM-Mitarbeiter.
Eine klare Vision für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft
Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn haben sich Tareks Prinzipien immer wieder geändert, wenngleich seine Vision die gleiche blieb: die soziale und ökologische Entwicklung zum positiven beeinflussen. Anfangs war er davon überzeugt, dass Veränderungen hauptsächlich von oben kommen müssen. Je höher er allerdings selber aufstieg, umso mehr wurde ihm klar, dass sein Einfluss als selbständiger Unternehmer auch ohne den politischen Einfluss, den er einst für notwendig hielt, von größter Bedeutung sein kann.
Heute konzentriert sich Dr. Tarek El Araby auf zwei Hauptbereiche: Selbstversorgende Landwirtschaft und ein soziales Geschäftsmodell. „Eines der ersten Dinge, die mir Dr. Ibrahim beigebracht hat, war sein dreigegliedertes Modell für ein soziales Wirtschaftssystem, das immer Forschung, Bildung und Kultur miteinbezieht. Dieses Modell leitet mich immer noch durch meine Lehre und meine Projekte”, erinnert er sich.
Tarek El Araby will nicht nur für seine dreijährigen Tochter Emma eine nachhaltigere Welt fördern. Über seine individuellen Interessen hinaus ist es ihm ein Anliegen eine autarke Landwirtschaft mit sozialen Strukturen und Kultur für die Zukunft seiner Gesellschaft voranzubringen. “Ich bete dafür, eines Tages eine annähernd ähnliche Wirkung wie Dr. Ibrahim zu hinterlassen, die den Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung widerspiegelt”.
Nadine Greiss
Menschen in SEKEM: Thoraya Raafat Seada
Menschen in SEKEM: Naglaa Ahmed