„Beim Unterrichten kann man nicht voraussehen, wann und wie sich Ergebnisse zeigen. Es ist, wie Dr. Ibrahim zu sagen pflegte: Das Land ist arm, und doch ist es unsere Aufgabe, die Samen auszusäen und ihnen geduldig beim Wachsen zuzusehen. In diesem Sinne habe ich Verantwortung übernommen, die Samen unabhängig von den Ergebnissen auszusäen”, erklärt Amira Badawy, passionierte Lehrerin und Leiterin der SEKEM-Grundschule.
Als eines von sieben Kindern wuchs Amira Badawy in einem liebevollen Zuhause in einem Dorf nahe der SEKEM-Farm auf. Ihre Familie und Erziehung haben ihren Charakter geprägt; ihr Mitgefühl und ihre Fähigkeit zu verzeihen hat sie von ihrer Mutter, die Beharrlichkeit und Disziplin hat ihr Vater ihr weitergegeben. „Ich glaube, dass es die Kombination aus diesen Eigenschaften war, die den SEKEM-Gründer damals überzeugt hat, mich einzustellen“, erzählt Amira, die mittlerweile seit über 19 Jahren Teil der SEKEM-Gemeinschaft ist.
Von einem Traum zum nächsten
Amira Badawy hatte nie geplant, Lehrerin zu werden. Sie studierte Kommunikation und hatte sich eine Karriere als Fernseh- oder Radiomoderatorin in Kairo erträumt. Mit diesem Vorhaben im Blick bewarb sich die junge Frau in SEKEM auf eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit. Voller Selbstbewusstsein kam sie zum Bewerbungsgespräch und wurde prompt eingestellt – nicht jedoch für die erwartete Stelle, sondern an der SEKEM Schule. Nachdem sie fast einen Monat lang die Lehrerausbildung durchlaufen hatte, kam Ibrahim Abouleish ihrem anfänglichen Wunsch nach und übertrug ihr die Verantwortung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der SEKEM-Zentrale in Kairo. Da hatte Amira aber schon die Lehrerausbildung kennengelernt und war inspiriert worden. Es dauert nicht lange, bis sie wieder an die SEKEM Schule zurückkehrte, um dort ihre neue erlangte Vision von der Potentialentfaltung der Kinder weiter zu verfolgen.
Heute ist Amira Badawy eine der langjährigsten SEKEM-Pädagoginnen und leitet die Grundschule. „Mein Wunsch Karriere zu machen, war in erster Linie von meiner Eitelkeit und dem Drang nach Anerkennung getrieben. Stattdessen habe ich Sinn und Erfüllung in meinem Leben gefunden. Heute kann ich mir weder einen anderen Beruf noch einen anderen Arbeitsplatz vorstellen. SEKEM ist ein wichtiger Teil von mir geworden und gibt mir die Möglichkeit meinen Wertevorstellungen nachzukommen.“
Mit gutem Beispiel vorangehen und eine Vision erfüllen
Auch Amiras private Erfüllung ist in SEKEM gewachsen: Sie verliebte sich in Mohamed Hassouna, ihr ehemaliger Lehrerkollege. Als das Paar das erste Kind erwartete, wusste Amira zunächst nicht, wie sie Kind und Job unter einen Hut bringen sollte. Genau zu dieser Zeit wurde eine Kinderkrippe für die SEKEM-Mitarbeiter gegründet, die es Amira ermöglichte, ihre Karriere fortzusetzen und sich gleichzeitig um ihre Familie kümmern zu können.
„Ich arbeite sehr gerne mit Amira zusammen, sie ist immer offen für neue Ideen ist und Raum für die Entfaltung von Potenzialen schafft. Das kann man besonders in ihren Töchtern Mariam und Jana erkennen. Sie sind trotz ihres jungen Alters immer offen und interessiert Neues zu entdecken“, weiß Theresa Naqy, Chorlehrerin an der SEKEM-Schule, über ihre Kollegin zu berichten. Amira gelingt es also ihre Vision zu realisieren: Wissen und Liebe zu säen und Geduld walten zu lassen, bis die Fähigkeiten zum Vorschein kommen – in ihren eigenen Kinder, in ihren SchülerInnen und in ihren Mitmenschen.
Nadine Greiss
Menschen in SEKEM: Gamal El-Sayed
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