„Die Erinnerungen der Sinne können sich in verschiedenen Situationen zeigen und zum Ausdruck gebracht werden. Sie beeinflussen die Intuition und damit auch Entscheidungen von Menschen“, sagt Tamer Badr, SEKEMs Kunstlehrer seit über 20 Jahren. Unter seiner Aufsicht erstellen die SEKEM Schüler der Oberstufe jedes Jahr ihre eigenen, individuellen Bücher.
Zunächst wählt jeder Schüler seine Lieblingsfarben und malt ein Bild für den Einband des Buches. “Die Auswahl der Farben sagt bereits viel über den Charakter des Schülers aus”, erklärt Tamer Badr. „Temperamentvolle Schüler wählen zum Beispiel eher ein feuriges Rot oder Orange für ihre Arbeiten. Das Erkennen der unterschiedlichen Temperamente hilft auch uns Lehrern, die Schüler besser zu verstehen, sie entsprechend im Unterricht einzubeziehen und das Gleichgewicht zwischen ihren Charaktereigenschaften zu fördern,” so Tamer Badr weiter. Dieses Unterrichtsmodul ist von der Waldorfpädagogik Rudolf Steiners inspiriert, die in der SEKEM Schule in verschiedenen Bereichen angewandt wird.
Mit den Materialien Papier, Karton und verschiedenen Farben, können die Schüler ihre Talente und Stimmungen frei zum Ausdruck bringen. “Gleichzeitig sollen sie aber auch lernen sorgfältig und genau zu arbeiten”, so Tamer Badr. Der Lehrer achtet darauf, dass sich die Jugendlichen ausgiebig mit der Bemessung und dem exakten Ausschneiden der einzelnen Buch-Seiten beschäftigen. “Eine Balance zwischen der detaillierten Planung und der freien, künstlerischer Gestaltung zu finden, ist ein wichtiger Lernprozess, der auch auf das Leben übertragen werden kann”, erklärt der engagierte Kunst-Lehrer. Die Blanko-Papiere, die zum Buchbinden verwendet werden, sollen auch später die Kreativität und gleichzeitig die Sorgfalt fördern – etwa wenn die Schüler sie ohne vorhandene Linien beschreiben oder aber frei zeichnen und malen. Tamer Badr: „Einer meiner Schüler hat mir erzählt, dass er sein handgemachtes Buch als Andenken aufbewahren wird, um später darin seine Erinnerungen über die Schulzeit festzuhalten. Es freut mich, dass wir mit den Schülern kleine Kunstwerke schaffen können, über die sie auch später noch die Möglichkeit haben, ihre Sinneserfahrungen zum Ausdruck zu bringen.”
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