Gen-Pflanzen, auch unter Genetically Modified Organism (GMO; dt. Übersetzung: genetisch veränderte Organismen) bekannt, sind auch 20 Jahre nach ihrer kommerziellen Einführung ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Samen der Pflanzen werden durch Genmanipulation verändert, um ihre positiven Eigenschaften zu fördern, negative Merkmale zu beseitigen oder Eigenschaften von anderen Pflanzen zu integrieren. Die Ernte wird so ertragreicher und die Pflanzen resistenter gegen Schädlinge. Die bekanntesten Pflanzen sind Soja, Mais, Baumwolle und Raps, die zum Großteil in den Vereinigten Staaten, Brasilien, Argentinien und Indien angebaut werden. Durch eine selbständige Giftproduktion der Pflanze soll der Einsatz von Pestiziden verringert werden, allerdings werden dadurch nicht nur Schädlinge ferngehalten, sondern auch nützliche Insekten getötet. Ferner wird Unkraut durch den Einsatz von GMO resistenter, was wiederum zu einem vermehrten Einsatz von Glyphosat führt, einem Unkrautvernichtungsmittel, welches im Verdacht steht, dass Erbgut zu beschädigen sowie krebserregend zu sein. Auch die Lösung des Welthungerproblems liegt nicht im Anbau von GMO. Zwar kann der Ertrag durch Gen-Pflanzen gesteigert werden, oft liegt das Problem allerdings auch in sozialen oder politischen Bereichen. Ein ganzheitlicher Ansatz ist notwendig, um die Unterernährung in vielen Teilen der Welt zu bekämpfen.
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace setzten sich schon lange gegen den Einsatz von genmanipulierten Pflanzen ein. Laut Greenpeace ist der heutige Wissensstand über GMO nur die Spitze des Eisbergs. Die langfristigen Auswirkungen auf die Natur und Tiere kann niemand abschätzen. Es kann zu Mutationen führen und die biologische Vielfalt stark beeinträchtigen – Flora und Fauna werden somit zum Spielball einiger Großkonzerne, die Gen-Pflanzen entwickeln und vertreiben.
Abhängigkeit von Großkonzernen
Zudem wird durch den Einsatz von GMO, vor allem in den armen Ländern dieser Welt, die Unabhängigkeit der Kleinbauern beeinträchtigt. Genmanipulierte Samen und Pollen werden durch den Wind auf benachbarte Felder getragen, wodurch ganze Ernten kontaminiert werden. Die Einhaltung von biologischen und biodynamischen Standards wird immens erschwert – die Bauern können ihre Ernte nicht verkaufen und so ihre Familien nicht ernähren. Ein weiteres Problem ist die Patentverletzung. Großkonzerne aus den Vereinigten Staaten, der Schweiz oder Deutschland besitzen die Patente auf genmanipulierten Samen. Durch die unabsichtliche Kontaminierung kann dem Bauern Eigentumsverletzung vorgeworfen werden, was Busgelder, Gerichtsprozesse oder noch schlimmere Folgen nach sich ziehen kann. Zudem ist es nahezu unmöglich, kontaminierte Felder wieder mit herkömmlichem Saatgut zu bestellen. So entsteht eine Abhängigkeit von westlichen Großkonzernen – lokale Anbieter können mit den Gen-Pflanzen nicht mehr mithalten.
Einer dieser Großkonzerne ist Monsanto, Marktführer im Bereich Saatgutherstellung. Das Unternehmen muss sich im Oktober dieses Jahres vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verantworten. Eine Gruppe von bedeuteten Persönlichkeiten wie Vandana Shiva, Gründerin der Organisation Navdanya oder Hans Rudolf Herren, Präsident und Geschäftsführer des Millenium Instituts, haben die Monsanto Tribunal Stiftung ins Leben gerufen. Sie werfen Monsanto vor, durch den Einsatz von GMO die Umwelt dauerhaft beschädigt und den Tod Tausender Menschen verursacht zu haben. Auf der Webseite der Monsanto Tribunal Stiftung werden zu dieser Thematik weitere Informationen angeboten.
Biologische Landwirtschaft als Alternative
In Ägypten kamen Gen-Pflanzen bisher kaum zum Einsatz. Zwar hat Monsanto 2010 70 Tonnen genmanipulierter Maissamen eingeführt, die zweite Lieferung im Jahr 2012 wurde allerdings vom Ministerium für Landwirtschaft nicht freigegeben. Für die SEKEM Initiative kommt der Einsatz von GMO nicht in Frage, da vor allem die langfristigen Folgen nicht ersichtlich sind. Deshalb versucht SEKEM mit einem ganzheitlichen Ansatz, wozu auch soziale und kulturelle Bereiche gehören, eine nachhaltige Entwicklung und Wertschöpfung vor Ort zu betreiben. Biologische und biodynamische Anbaumethoden stellen eine Alternative zur konventionellen oder genmanipulierten Landwirtschaft dar und sind auf lange Sicht sogar kosteneffizienter. Dies geht aus einer erst kürzlich erschienenen Studie hervor, die das Carbon Foodprint Center in Zusammenarbeit mit der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung durchgeführt hat. Durch biodynamische Landwirtschaft entsteht ein gesunder Boden, der kaum Krankheiten zulässt und den Einsatz von Gen-Pflanzen überflüssig macht. Natürliche Selektion sowie Saatgutoptimierung lassen genug Spielraum, in dem sich Boden, Tiere und Menschen im Einklang miteinander entwickeln können.
Nils Daun
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