Mein Name ist Anthony Dharan, 23 Jahre alt und Student an der Universität St. Gallen, Schweiz, wo ich aktuell meine Bachelor-Arbeit in Business Administration fertigstelle. Als Teil dieser Arbeit habe ich vor zwei Monaten eine sechsmonatige freiwillige Mitarbeit in SEKEMs Environmental Science Center (SESC) begonnen.
SESC ist in die SEKEM Schule eingebunden und bietet seit 2010 interaktive, wissenschaftliche Kurse zu Themen der Umwelt und Nachhaltigkeit an, an welchen bisher etwa 3000 Schüler aus der SEKEM Schule und anderen Schulen Ägyptens teilgenommen haben. Die teilnehmenden Schüler sind in der Regel zwischen fünf und 16 Jahren alt und sollen durch diese Kurse einen direkter Bezug zwischen sich und der Umwelt erleben, umso das Verantwortungsbewusstsein für den Umgang mit der Erde zu fördern.
Durch die Arbeit ist mir das Ausmaß der Herausforderungen erst richtig klar geworden.
Meine Aufgabe in SESC ist die Beschreibung und Ausarbeitung der Vision, des Kontextes, Prozesses und den Herausforderungen von SESC im Zusammenhang mit der Entwicklung von Menschen. Diese Analyse findet auf mehreren Ebenen statt – Individuell – Organisation – Gesellschaft – um dadurch den ganzheitliche Rolle von SESC im ägyptischen Kontext zu identifizieren und um dadurch einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Vision und Philosophie von SESC in verschiedene Bereiche eingebunden werden kann.
Leider sind die Herausforderungen des ägyptischen Bildungswesens sehr gross, vor allem mangels adäquater Finanzierung, was die Notwendigkeit, aber auch die Hürden von SESC weiter erhöht.
Ich selbst komme aus einer Familie, die sehr mit dem Bildungswesen in der Schweiz verwoben ist. Meine Mutter war Mitbegründerin einer Montessorie-Schule in Genf und so konnte ich über viele Jahre den Einfluss von Bildung und Bildungsansätzen im Leben von Kindern und Jugendlichen beobachten. So bin ich davon überzeugt, dass SESC ein einzigartiges Potential hat, kleine aber signifikante und vor allem positive Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern und Jugendliche zu nehmen. Dennoch, wir stehen am Anfang und haben noch einen weiten Weg vor uns. Das Potenzial, aber auch die Notwendigkeit motiviert mich jeden Tag auf’s neue!
Vernachlässigen wir wichtige Elemente in unserem Bildungssystemen?
Ein Ereignis welches mich tief berührt hat war als Kinder aus einer Kairoer Schule die Schönheit der Natur in SEKEM wahrnahmen. Ich nahm war, dass die Meisten dieser Kinder vorher noch keine Berührung mit Tieren hatten und zeigte mir auf der anderen Seite, welches Glück ich als Kind hatte umgeben von schöner Natur und Tieren aufwachsen zu dürfen.
Ich war schon immer motiviert für Gerechtigkeit zu kämpfen, was sicherlich auch auf die meine Erziehung zurückzuführen ist, in welcher Werte wie Geschlechtergleichheit, Meinungsfreiheit und die Würde der Menschen und Respekt vor der Natur völlig normal waren. Häufig wird gesagt, dass Bildung der beste Weg ist um gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, aber während meines Studiums habe ich auch gemerkt, dass das westliche Bildungssystem diese Themen ebenfalls nicht direkt adressiert. Im Gegenteil, die Schulen fokussieren in der Regel das Lernen von verschieden Sprachen, Mathematik, oder Naturwissenschaften in einer Art, welche darauf abzielt, die Welt aus einer wirtschaftlichen Sicht zu verstehen. Hier wird, meines Erachtens, wichtige Elemente der Entwicklung der Menschen vernachlässigt.
So sind für mich die Erfahrungen die ich bei SEKEM und in SESC sammeln kann eine wunderbare Chance mehr über Entwicklung und Bildungsansätze zu erfahren. SEKEM selbst ist ein komplexes Ökosystem, welches die Menschen und deren Entwicklung als zentrales Element versteht, neben der Umwelt und dem Wirtschaftsleben. Und auch SESC möchte ein ganzheitliches Bildungssystem für die Menschen anbieten, welches sich konkret und zusammen mit den Schüler mit den Herausforderungen Ägyptens bezüglich Umwelt und Gesellschaft auseinandersetzt.
Anthony Dharan
Über den Tellerrand lernen
Beginn der Bildungsreform in Ägypten - SEKEM Environmental Science Center