100 Prozent erneuerbare Energien, das ist kein Langzeitziel mehr für SEKEM, sondern soll innerhalb von zwei Jahren erreicht werden. Dazu konzentrieren sich alle SEKEM-Institutionen im ersten Halbjahr 2021 auf die Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens. „Unsere Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, muss in SEKEM so bald wie möglich Realität werden, denn nur so können wir unserem Visionsziel 2057, 100 Prozent erneuerbare Energien für ganz Ägypten näherkommen“, erklärt SEKEM-Geschäftsführer Helmy Abouleish. „Wir wollen in SEKEM Modelle liefern, anhand derer zunächst unsere Nachbarn und Bauern und später viele Institutionen im ganzen Land überzeugt werden, dass erneuerbare Energien nicht nur die einzige Zukunftsoption für unsere Umwelt sind, sondern auch kosteneffizienter.“
Grünen Strom für SEKEM und die Umgebung
In der Vision 2057 hat sich SEKEM 18 Ziele gesetzt mit denen die Initiative zu einem nachhaltigen Wandel Ägyptens in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft beitragen will. Jedes Halbjahr steht ein Visionsziel im Fokus, Anfang 2021 also die erneuerbaren Energien. Zunächst wurden Ziele gesetzt: Bis Ende des Jahres sollen die Heliopolis Universität und das größte SEKEM-Unternehmen iSiS Organic nur noch mit erneuerbarem Strom arbeiten. 2022 folgen dann das SEKEM-Pharmaunternehmen Atos sowie die Firmen NatureTex und Lotus. Soweit die Planung. Parallel läuft der Genehmigungsprozess mit der Regierung. Denn in Ägypten dürfen erneuerbare Energien nur mit offizieller Erlaubnis an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden – und dabei ist es bisher nur erlaubt, 60 Prozent des eigenen Bedarfs aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Und wie sieht nun die konkrete Umsetzung aus? SEKEM nutzt dazu das eigene Unternehmen EcoEnergy, das die Lizenz hat, Konzepte zu kreieren, umzusetzen und erneuerbare Energien mit dem öffentlichen Stromnetz zu verbinden. Die Firma verkauft dann den grünen Strom an die SEKEM-Einrichtungen. So könnte EcoEnergy auf längere Sicht auch die umliegenden 13 Dörfer mit erneuerbarer Energie versorgen. Ziel ist es, dass dieser Strom preisgleich mit dem konventionellen ist, im besten Fall sogar günstiger.
Ein weiterer Schritt in Richtung 100 Prozent erneuerbare Energien ist die E-Mobilität. Mit dem grünen Strom können auch Elektrofahrzeuge in SEKEM Einzug erhalten. Das ist zwar kein leichtes Unterfangen, denn die Zulassung war in Ägypten lange nicht möglich und ist anhaltend aufwendig, aber SEKEM findet, dass sich der Aufwand lohnt. So fährt bereits ein BMW i3 mit einer Reichweite von 280 Kilometern täglich von der SEKEM Mutterfarm in das am Stadtrand von Kairo gelegene Head Office. 2021 sollen weitere farmeigenen SEKEM-Fahrzeuge auf Elektromotoren umgesattelt werden.
Wind und Sonne nutzen
Auch auf der neuen SEKEM-Wüstenfarm in Wahat El-Bahareyya tut sich viel in Bezug auf das Zukunftsziel. Hier ist die Umstellung wesentlich einfacher, denn die Farm ist nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Einer 100-prozentigen Umstellung steht also nicht viel im Wege. Bereits jetzt laufen viele der Bewässerungsanlagen ausschließlich über Solar-Energie. Allerdings nur dann, wenn die Sonne auch da ist. Um auch nachts Strom für die Gebäude zu haben, braucht es weitere Energiequellen, als Alternative zu Batterien. In der Wüste bietet sich neben der Sonne auch der Wind zur Energiegewinnung an. Dazu forscht SEKEM nun an einem Test-Windpark. Außerdem gibt es eine erste Maschine, die Wasserstoff herstellen kann, was ein weiterer Treibstoff für die Nacht sein könnte.
Ganz nach SEKEM-Art werden alle Maßnahmen und Projekte stets aus den verschiedenen Dimensionen betrachtet und entsprechend begleitet. So installieren und warten beispielsweise Auszubildende aus dem SEKEM-Berufsbildungszentrum die Anlagen in Wahat und Studierende der Heliopolis Universität beteiligen sich an den Forschungen. Das unterstützt die heranwachsenden Fachkräfte in ihrer praktischen und angewandten Lehre und schafft zunehmend breiteres Bewusstsein.
„Es ist spannend zu beobachten, wie immer mehr unserer Nachbarn in der Wüste auf Solar-Energie umsteigen, denn hier ist die Stromgewinnung über die erneuerbare Quelle schon jetzt günstiger als die Nutzung von Diesel“, berichtet Helmy Abouleish. „Wir sehen hier wirklich viel Potential und sind sehr zuversichtlich, dass wir etliche Beiträge zu einer flächendeckenden grünen Energiegewinnung in Ägypten bis 2057 leisten können.“