Das Berufsbildungszentrum öffnete Schülerinnen seine Tore und erlaubte einen umfassenden Einblick in die Welt der verschiedenen Handwerksberufe, die hier erlernt werden können.
Sprecht über das Thema Frauen nicht als wäre es etwas Fernes und Abstraktes. Es geht hier um unsere Mütter, Töchter, Schwestern und Ehefrauen – die wichtigsten Menschen in unserem Leben“. Mit diesen Worten eröffnete Gamal El Sayid, Direktor der SEKEM-Schule, den internationalen Weltfrauentag in SEKEM. Zum ersten Mal fand aus diesem Anlass in SEKEMs Schule ein sogenannter „Girl‘s Day“ statt: „Unsere Absicht war es, den Schülerinnen Einblicke in Arbeitsbereiche zu geben, die bisher ausschließlich von Männern besetzt sind und ihnen damit gleichzeitig eine Orientierung zur Berufsfindung zu vermitteln“, erklärt Tamer Badr, einer der Lehrer, die den „Girl‘s Day“ in der SEKEM-Schule organisiert haben. „Für uns war dies eine Ehrensache, da wir der Meinung sind, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein grundlegender Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung ist.“
So startete der Tag der Frau für die Schülerinnen mit Schnupperkursen in den Werkstätten des SEKEM Berufsbildungszentrums und wurde nachmittags mit einer gelungenen Veranstaltung abgeschlossen. Hier berichteten SEKEM Mitarbeiterinnen aus ihrem Alltag. Zwei Gäste in SEKEM taten es ihnen gleich: Die 21-jährige Flugbegleiterin Fatma erzählte, wie sie bereits in jungen Jahren den Wunsch verspürte, neben der Schule Arbeitserfahrungen zu sammeln. So wollte sie herausfinden, welche Möglichkeiten sie später haben könnte, ein selbstständiges und erfülltes Leben zu führen. Die Installateurin Umm Bassem machte den SEKEM-Schülerinnen Mut, dass es im Leben nie zu spät dafür sei, etwas Neues zu beginnen. Mit 50 Jahren ent- schied sich die selbstbewusste Frau, eine Lehre zur Installateurin zu machen. Es sei nicht leicht gewesen, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen, berichtete sie. Aber sie habe viel gelernt und sei bei Kunden heute teilweise beliebter als ihre männlichen Kollegen. An SEKEMs „Girl‘s Day“ betreute die Installateurin einen von fünf Workshops im Berufsbildungszentrum der Initiative. In kleinen Gruppen besuchten die Schülerinnen die Werkstätten für Schreinerei, Elektrotechnik, Mechanik, und Installationstechnik und erhielten Einblicke in die Landwirtschaftstechnik.
Die bislang ausschließlich männlichen Auszubildenden gaben den jungen Frauen sowohl eine praktische Einführung in das technische Know-how als auch in allgemeine Lehrinhalte der Handwerksberufe. Nach anfänglicher Zurückhaltung und vor allem Respekt vor den unbekannten Maschinen kam Begeisterung auf. „Die Stimmung in den Werkstätten war wirklich toll. Die jungen Männer hatten viel Freude daran, den Schülerinnen ihre Arbeit zu erklären. Diese wurden immer motivierter, die verschiedenen Handgriffe und Maschinen selbst auszuprobieren”, berichtet Badr.
Einige der jungen Frauen waren bereits zwei Wochen vor dem Weltfrauentag in den Werkstätten zu Gast gewesen und hatten so die Gelegenheit zu intensiveren Einblicken gehabt. “Viele unserer Schülerinnen waren so begeistert, dass sie uns gebeten haben, bald wieder Trainings anzubieten”, erzählt der SEKEM-Lehrer Abdelaziz Ibrahim. “Wir planen daher einen weiteren Wokshop und wollen auch Betriebspraktika organisieren.”