Der SEKEM Tag wird von den SEKEM Freunden Deutschland für ihre Mitglieder und andere Interessierte veranstaltet, um Neues rund um SEKEM zu erfahren und sich auszutauschen. Dr. Roland Schaette, Vorsitzender der SEKEM Freunde Deutschland, berichtet von aufschlussreichen Diskussionen und Vorträgen rund um das Thema „Schöpfen aus dem Nichts“.
Jedes Jahr ist es erneut spannend zu sehen, welche Ideen und Impulse entstehen und welche Begegnungen sich am SEKEM Tag ereignen. Am 30. April 2016 kamen über 200 Gäste im Kurhaus Stuttgart Bad Cannstatt in einer erwartungsvoll frohen Stimmung zusammen. Den ganzen Tag über gab es SEKEM-Produkte wie Textilien, Tee, Dattelpralinen und vieles mehr zu erwerben. So konnten die Besucher nicht nur Impulse, sondern auch konkrete Gegenstände aus SEKEM mit nach Hause nehmen.
Das Tagungsthema „Schöpfen aus dem Nichts“ stellte der „stumme“ Sprechchor des Freien Jugendseminars aus Stuttgart, unter Leitung von Jidu Pasqualini, zunächst szenisch vor. Anschließend erläuterte SEKEM Grüner Dr. Ibrahim Abouleish seine Sicht auf Handlungsentscheidungen zwischen Vergangenheit (das gewordene Leben aus dem Kollektiv) und Zukunft (Einzelinitiative als Bewusstseinsprozess). Die Zukunft fordert stets das „Neue“ heraus, das der Einzelne mitten in seinem Schicksalszusammenhang suchen muss. Die Frage, „wie bin ich zu dem geworden, was ich bin?“ hilft dabei, den Lebensraum zu erkennen, in den wir zusammen mit anderen Menschen geführt wurden. Außerdem können sich Tätigkeiten und Fähigkeiten entwickeln, die dabei helfen mit allen Menschen und allen Kulturen gut auszukommen. So wird der Weg frei für die Zukunft und ihre Impulse.
Von einer Gemeinschaft der “Ichs” zu einer Gemeinschaft des “Wir”
Spannend und aufschlussreich verlief auch die Nachmittagsdiskussion zum Tagungsthema, die souverän von Dr. Martin Kilgus geleitet wurde. Dr. Ibrahim Abouleish, Patrizia Birkenberg, Gerald Häfner und Prof. Dr. Wolfgang Schad sprachen über Entwicklungsprozesse, Gemeinschaft und Zukunft. Patrizia Birkenberg betonte die Bedeutung des gruppendynamischen Prozesses als gemeinschaftliches Entwicklungsprojekt. Auf die Frage, wie Brücken hin zu einer gelebten Integration geschlagen werden können, antworte Dr. Ibrahim Abouleish mit einer Ausführung über den Entwicklungsprozess, bei dem aus einer Gemeinschaft der „Ichs“ eine Gemeinschaft des „Wir“ entstehen kann.
Dazu trug auch Gerald Häfner bei, indem er erläuterte, dass unser „Ich“ eigentlich noch nicht das ist, wofür wir es halten. Dem „Ich“ fehlt die Fähigkeit aus dem Gewordenen herauszutreten und einen neuen Anfang zu beginnen. Dazu brauchen wir die Hilfe eines anderen, der uns unterstützt aus unseren Gewohnheiten herauszutreten und einen neuen Anfang zu wagen.
„Wir können jeden Tag neu beginnen.“
Prof. Dr. Wolfgang Schad ergänzte, dass das „Ich“ dazu neu betrachtet werden müsse. Die Zukunft liegt im Unbekannten und damit im Unsicheren und verleitet uns dazu, schon hier und heute festlegen zu wollen, was geschehen soll. Doch die Zukunft ist nicht planbar. Das verursacht eine Unsicherheit und Unentschlossenheit des „Ich“. „Und aus dieser Unfähigkeit des ‚Ich‘ ergibt sich erst seine Zukunftsfähigkeit“, so Dr. Schad. Das führt uns zu einem aktiven Fassen der Gegenwart, die zwischen der gut schilderbaren aber still stehenden Vergangenheit und der unsicheren, weil offenen, Zukunft steht. Diese Gegenwart ist zwar stets in Bewegung aber doch gerade noch fassbar. Und so ergab sich die Schlussfolgerung und die Erkenntnis des SEKEM Tags 2016: „Wir können jeden Tag neu beginnen.“
Dr. Roland Schaette
Vorstandsvorsitzender der SEKEM Freunde Deutschland
Bilder: © SEKEM Freunde Deutschland
Die SEKEM Freunde Deutschland
SEKEM Tag 2015