Interessierte, Künstler und Teilnehmer aus ehemaligen Kursen und Projekten nach SEKEM einzuladen und das Leben hier in Ägypten zusammen künstlerisch zu erfahren, war ein lang gehegter Wunsch von Art Instructor und Farbdesignerin Petra Rosenkranz.
Die Kernidee war, einen Raum zu schaffen, um mit dem „Osten“ und seiner so ganz anderen Kultur auf Tuchfühlung gehen zu können und in einen lebendigen Austausch zu kommen – über das Medium der Kunst. So kamen am Anfang März insgesamt 16 Menschen auf die Sekem Farm, aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn und Österreich. Und es wurden zwei Wochen Abenteuer, innerlich wie äußerlich.
Kunst Sessions in Petras Atelier mit gemeinsamem und individuellem Arbeiten wechselten sich ab mit Ausflügen oder Begegnungen, Führungen und Gesprächen mit der SEKEM Gemeinschaft. So wurden sowohl künstlerische als auch zwischenmenschliche Prozesse entdeckt und angestoßen, manchmal ganz ohne Worte, sondern mit Pinsel, Farbe und Linie. Die Natur SEKEMs wurde durch die künstlerische Arbeit sowohl für das Individuum als auch die Gruppe zu einem Raum der Vertiefung und Ruhe. Das Kennenlernen der Betriebe, der Rohstoff- und Lebensmittelherstellung oder die Teilnahme an der Morgenarbeit, Gespräche über die Entstehungszeit SEKEMs, aber auch aktuelle Fragen zu Nachhaltigkeit, Wirtschaft und zukünftige Entwicklungen offenbarten den Teilnehmern den gesamten SEKEM Kosmos. Nicht zuletzt, wenn er die eigenen Sinnfragen berührte.
Anderen Aspekten des ägyptischen Lebens begegnete man bei Ausflügen in Geschichte und Kultur. So ging es natürlich zu den Pyramiden nach Giza und ins ägyptische Museum für moderne Zivilisation. Das alte Viertel Al Kahlifa mit der Ibn Toulun Moschee aus dem 14. Jahrhundert und der skurrilen ebenso wie einzigartigen Sammlung arabischen Kunsthandwerks des Gaya Anderson Museums wurden erkundet. Aber zum Staunen stellte sich daneben auch das anarchische Fahrverhalten und das Gewusel der modernen Millionenstadt Kairo heraus. Beides gehört zu dieser den Europäern so fremden Welt und bescherte der Gruppe die Chance, für dieses „eigene“ am Fremden aufzuwachen, interessiert in die Begegnungen zu gehen und sich dabei zu beobachten, wie viele Fragen sich auftaten: Was ist es hier, was es so anders macht? Wie gehen die Menschen hier miteinander um? Welche Rolle spielt Zeit? Was macht die überall erlebbare Freude hier aus? Was können wie hier lernen? Wie funktioniert das konkret in SEKEM, diese Begegnung der unterschiedlichen Kulturen?
Das wachsende Interesse der Teilnehmer an der arabischen Kultur und der Schönheit der Sprache führte dazu, dass Praktikantin Nihal Nour, die Petra täglich im Kurs unterstützt hatte, schließlich mit einem spontan gebildeten täglichen Sprachkurs und einem rasch einstudierten arabischen Lied (welches dem Team des SEKEM Guesthouse als Dankeschön für Fürsorge und fantastisches Essen vorgetragen wurde), eine sprachliche und kulturelle Brücke bildete.
So entwickelte sich der Kurs an sich zu einem Kunstprojekt, das ständig in Bewegung war – manche Dinge fielen weg, andere kamen wundersam hinzu und es gab Raum zum Staunen und Loslassen. Dass es auch nächstes Frühjahr wieder eine solche Unternehmung geben muss, war allen klar!