So offensichtlich es ist, dass chemische Pestizide und Düngemittel schädlich für die Gesundheit und die Umwelt sind, so klar scheint auch, dass die Alternative, die hauptsächlich aus Handarbeit besteht, kostspieliger ist. In SEKEM werden nun vermehrt Raubinsekten, sogenannte Prädatoren eingesetzt, um Schädlinge auf natürliche Art zu bekämpfen.
Pestizide sollen Schädlinge und Unkräuter vernichten, die den Anbau der Nutzpflanzen befallen. Diese Aufgabe erfüllen sie zwar verlässlich, aber es wird oft übersehen, dass die chemischen Pflanzenschutzmittel gleichzeitig auch die nützlichen Insekten vernichten und katastrophale Auswirkungen für die Umwelt im Allgemeinen mit sich bringen. Sie verursachen Bodendegradation, Wasser- und Luftverschmutzung, minimieren die Artenvielfalt, verursachen Gesundheitsprobleme und begünstigen den Klimawandel.
Eine kosteneffiziente und natürliche Alternative
Anstatt auf aufwendig hergestellte Chemikalien zurückzugreifen, liegt eine Lösung für die Problematik so nahe – in der Natur selbst; Prädatoren heißt die Antwort. Prädatoren sind Organismen, Raubinsekten, die sich von anderen Organismen ernähren. Durch Wissenschaft und Forschung kann genauestens festgestellt werden, welcher Räuber für welche Kulturpflanze benötigt wird, um sie von den Schädlingen zu befreien und sich zu so zu ernähren. Dieser Prozess leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung des Gleichgewichts des Ökosystems. Und wirtschaftlich gesehen sind Prädatoren in der Landwirtschaft nicht nur kosteneffizienter als Handarbeit, sondern sogar auch als chemische Pestizide.
In Zusammenarbeit mit der Universität Heliopolis züchtet SEKEM nun vermehrt Prädatoren zur Schädlingsbekämpfung. Zum Beispiel Trichogramma. Die Schlupfwespenart wird zur biologischen Bekämpfung des Baumwollblattwurms eingesetzt, der den Baumwollanbau in Ägypten stark beeinträchtigt. Auch Tomatenfeldern befreit der Räuber von ungewollten Insekten. So konnte SEKEM bereits gute Erfahrungen bei der Bekämpfung der sogenannten “Tomatenminimiermotte” durch die Schlupfwespen sammeln.
SEKEM hat bereits 2009 begonnen mit Raubinsekten zu arbeiten, musste aber die Produktion 2011 im Zusammenhang mit der ägyptischen Revolution einstellen. In Zusammenarbeit mit der Heliopolis Universität wird nun wieder an einem Angebot zur natürlichen Schädlingsbekämpfung gearbeitet, wodurch ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung des Einsatzes von chemischen Pestiziden geleistet wird.
Nadine Greiss