Fast zwei Jahren nach der erfolgreichen Theateraufführung “Hulm“, zeigte das „Space of Culture“ nun eine neue Inszenierung: “Shakespeare trifft Scheherazade” oder “Die Nacht, in der ich William Shakespeare traf”, ein Märchen, in dem sich die Kunst des Geschichtenerzählens und des Theaters begegnen.
Diesmal wurden Kunst- und Kulturimpulse aus Orient und Okzident durch zwei Ikonen der westlichen und östlichen Literatur verkörpert: William Shakespeare, der bekannte englische Dichter und Dramatiker, und Scheherazade, eine der Hauptfiguren aus der berühmten morgenländischen Geschichtensammlung „Tausendundeine Nacht“. Besonders spannend: Die beiden Charaktere stammen nicht nur aus zwei unterschiedlichen Kulturen (was unter anderem durch die arabische und englische Sprache zum Ausdruck kam), sondern lebten auch in verschiedenen Epochen.
Scheherazade eröffnete das Schauspiel mit ihrer brillanten Art des Geschichtenerzählens – genauso wie es in „Tausendundeine Nacht“ geschildert wird. In der Erzählung begeistert sie ihren Ehemann König Shahryar Nacht für Nacht durch ihre phantasievollen Geschichten, so sehr, dass er sie nicht umbringen lässt. Nachdem König Shahryar nämlich von seiner ersten Frau betrogen wurde, heiratete er jeden Tag aufs Neue, ließ die Ehefrau aber am Folgetag töten.
In „Shakespeare trifft Scheherazade“, erzählt die weibliche Hauptdarstellerin allerdings nicht ihre bekannten Geschichten, sondern vielmehr aus ihrem eigenen Leben. So ging sie auf “die verlorengegangene Geschichte: die Nacht, in der ich William Shakespeare traf” ein. In dieser Nacht trafen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere, um die Werke des anderen zu erforschen. Es war wie eine Reise, die das Publikum von König Shahryar zu Macbeth über Tausendundeine Geschichte bis in die heutige Welt führte. Besonders eindrücklich wurde die Inszenierung dadurch, dass die Handlung hauptsächlich im Zuschauerraum stattfand. Elemente wie die Beleuchtung mit Kerzen oder die Einbeziehung eines Puppenspiels, sorgten zusätzlich für eine außergewöhnliche Atmosphäre.
Die ägyptische Autorin und Regisseurin Effat Yehia inszenierte das Theaterstück gemeinsam mit Mitarbeitern der Heliopolis Universität. Sie ging in der Handlung gleichermaßen auf die humanistische Bedeutung hinter Shakespeares Tragödien als auch Scheherazades Kampf ein. Mit Shakespeares Fragen an Scheherazade enthüllte sie außerdem die Vermutung von Literaturexperten, dass der Dichter durch die orientalische Tradition, insbesondere die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“, inspiriert wurde.
Die aufwendige und außergewöhnliche Inszenierung ist Teil der Aufführungsreihe “Haus der Weisheit“, die mit dem Schauspiel „Hulm“ eröffnet wurde. Der Name geht auf das „Haus der Weisheit“ in Bagdad zurück, wo sich im 18. Jahrhundert das Zentrum der Geisteswissenschaften befand. In diesem Rahmen beschäftigen sich die künstlerischen Darbietungen mit einer Art Wiederbelebung des kulturellen Austausches zwischen Ost und West.
„Shakespeare trifft Scheherazade“ begeisterte das Publikum so sehr, dass Anfragen nach weiteren Vorstellungen kamen, denen die Heliopolis Universität mit drei zusätzlichen Terminen gerne nachkam.
Noha Hussein
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