„Mich hat die Philosophie nach SEKEM gebracht“, berichtet Rafik Costandi. „In meinen letzten Studienjahren in Deutschland habe ich mich intensiv mit der Philosophie beschäftigt und musste dabei immer wieder an SEKEM und den inspirierenden Gründer Dr. Ibrahim Abouleish denken“, so der heutige SEKEM-Lehrer weiter.
Rafik Costandi ging direkt nach seinem Studienabschluss 1986 nach SEKEM und hat den Aufbau und die Entwicklung der Initiative seither miterlebt. „SEKEM ist heute ein Ort, an dem alle Lebensaspekte in einer harmonischen Balance mit der Natur zu finden sind. Und Dr. Abouleish hat das bereits vor 40 Jahren vorausgesagt.“ Neben seiner Tätigkeit als Deutschlehrer an der SEKEM Schule, ist der Sohn einer Deutschen und eines Ägypters sehr aktiv in SEKEMs Chor. „Ich liebe Kunst und Musik seit meiner Kindheit. Meine Mutter spielte in unserer Wohnung in Kairo täglich auf dem Klavier, das hat mich stark geprägt“, erinnert er sich.
Zurück nach Hause
Der 56-Jährige ist in Kairos Innenstadt aufgewachsen, wo damals viele Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen zusammen lebten. Rafik besuchte die deutsche Schule in Kairo und freundete sich dort mit Helmy Abouleish, dem heutigen Geschäftsführer SEKEMs an. „So habe ich bereits während meiner Schulzeit von SEKEM erfahren und war von der Idee, eine nachhaltige Gemeinschaft in der Wüste zu gründen, fasziniert“, berichtet der langjährige SEKEM-Mitarbeiter. Zunächst zog es ihn als Jugendlichen aber nach Deutschland. „Ich wollte neue Erfahrungen sammeln und die verschiedenen Dimensionen des Lebens näher kennenlernen.“
Also studierte Rafik an der Universität Konstanz Wirtschafts- und Politikwissenschaften – flog aber gleich nach seinem Abschluss zurück nach Ägypten und schloss sich SEKEM an. Zunächst betreute er die Finanzabteilung der wachsenden SEKEM Firmengruppe. „Ich konnte sehen wie immer mehr Land urbar gemacht wurde, habe den Aufbau der Unternehmen miterlebt und die Gründung der SEKEM-Schulen unterstützt“, sagt der ehemalige Finanzbeauftragte. 1991 bekam er dann das Bedürfnis seinen beruflichen Schwerpunkt zu verlagern. Die SEKEM Schule suchte einen Sprachlehrer. „Ich mag Sprachen und glaube, dass Lehrer eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen. Tief im Inneren hatte ich das Bedürfnis dieses Rolle zu übernehmen“, erklärt der jetzige SEKEM-Lehrer. „Jungen Menschen dabei zu helfen ihre Talente zu entwickeln und ihr Potential zu entfalten wurde für mich eine Herzensaufgabe.“
Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft
Nun unterrichtet Rafik seit einigen Jahren die Fächer Deutsch und Englisch und unterstützt die SEKEM Schule auch bei der Suche nach neuen qualifizierten Lehrkräften, die SEKEMs ganzheitliche Philosophie vermitteln können. Dabei hat er sich auch intensiv mit den Problemen des ägyptischen Bildungssystems beschäftigt. „Die Zahl der Schüler steigt rasant an aber die Ressourcen, sie angemessen zu unterrichten fehlen. Vor allem fehlen die Voraussetzungen dafür, dass sie kreativ werden können“, meint er. „So haben die jungen Menschen auch oft keine Willenskraft und Motivation etwas an ihrer Situation zu ändern.“
„Es ist nie zu spät seine Talente zu erforschen und weiterzuentwickeln.“
Neben seinen umfangreichen Aufgaben in SEKEM geht Rafik Costandi seit 15 Jahren zum Gesangsunterricht im Kairoer Opernhaus und tritt regelmäßig mit anderen Lehrern zusammen bei Chorkonzerten auf. „Es ist nie zu spät seine Talente zu erforschen und weiterzuentwickeln“, sagt der Kunstliebhaber mit seiner charakteristisch tiefen und ruhigen Stimme. Er ist überzeugt: „Musik und alle anderen Arten von Kunst schaffen Frieden und Gleichgewicht in der menschlichen Natur. Deshalb ist die Integration von Kunst in den Bildungsprozess in SEKEM auch so wichtig.“
Rafik betrachtet alle SEKEM-Schüler als seine Kinder. „Ich wünsche mir, dass ich sie dabei unterstützen kann in Gleichgewicht mit sich und ihrer Umwelt zu leben. Denn dann werden sie eine leuchtende Zukunft vor sich haben, die sie sich selber erschaffen können.“
Noha Hussein
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