„Meine Mutter, Gott hab sie selig, hat in meinem Leben eine besonders wichtige Rolle gespielt und ist mein großes Vorbild. Sie hat viel und hart gearbeitet, aber immer auch Zeit für gemeinnützige Arbeit und für die Familie gehabt. Anderen zu helfen, war ihre wahre Berufung und Quell ihrer Freude; diesen Samen hat sie auch in mich gepflanzt “, erzählt Naglaa Ahmed, SEKEMs Projektleiterin für soziale Entwicklung.
Mehr als eine soziale Ader
Naglaa studierte zunächst Handel und arbeitet nach ihrem Abschluss bei verschiedenen Unternehmen in den Bereichen Export und Marketing. „Das war alles aufregend, aber ich merkte schnell, dass es mich nicht erfüllte“, so die SEKEM Mitarbeiterin. Aufgewachsen in einer sozial engagierten Familie, hatte Naglaa immer ihre Mutter vor Augen, die im öffentlichen Dienst tätig war, aber stets mit großer Zuversicht ihre Träume und Lebensziele verfolgte. So stellte sie sich irgendwann die Frage: „Was will ich eigentlich mit meinem Leben erreichen und was macht mir am meisten Freude?“ Sie entschloss sich, ihre bisherige Tätigkeit aufzugeben und begann bei einem US-amerikanischen Entwicklungshilfsdienst zu arbeiten. Dort unterstütze sie in Oberägypten Landwirtschaftsstudenten beim Berufseinstieg. 2011 wechselte sie dann als Managerin für soziale Entwicklung zu SEKEM.
“Das erste, was er zu mir sagte war: ‘Du bist schön’.”
Sie erinnert sich noch gut an das Bewerbungsgespräch mit SEKEM Gründer Ibrahim Abouleish: „Dr. Ibrahim war eine ganz besondere Person in meinem Leben. Er sah Energie und Schönheit in mir und hat mir geholfen dies auch selber zu sehen. Das erste, was er zu mir sagte war: “Du bist schön”. So habe ich erkannt, dass wirklich Schönheit in mir liegt“, erzählt Naglaa. „Ich war allerdings auch sehr glücklich, dass Dr. Abouleish meine Kenntnisse im Hinblick auf die Landwirtschaft und einen nachhaltigen Entwicklungsansatz zu schätzen wusste.“
Naglaa arbeitet seither eng mit der EBDA (Egyptian Bio-Dynamic Association) zusammen und betreut Projekte zur sozialen Entwicklung mit SEKEM-Bauern in verschiedenen Regierungsbezirken des Landes. „Wenn du in eine neue Kultur und Umgebung kommst, solltest du versuchen dich den Gegebenheiten anzupassen und nicht deine eigenen Einstellungen den anderen aufzudrängen“, so Naglaa über ihre Erfahrung in den unterschiedlichen ländlichen Gebieten Ägyptens. „Ich habe es genossen, die vielfältigen Traditionen der Städte und der Bauern, die dort leben, kennenzulernen. Wir haben es immer geschafft, Gemeinsamkeiten zu finden und uns gegenseitig neue Dinge beizubringen. Das war eine Erfahrung, die ich sogar mit meiner Tochter Salma teilen konnte.“
„Wir haben es immer geschafft, Gemeinsamkeiten zu finden und uns gegenseitig neue Dinge beizubringen.“
Die engagierte SEKEM-Mitarbeiterin hat während ihrer vielseitigen Arbeit unzählige Erinnerungen und Erfahrungen sammeln können, die sie bereichern und erfreuen. So hat sie für Bauern und deren Familien Alphabetisierungskurse, Kindergärten, Veterinärkonvois, Nähkurse, Computerkurse und vieles mehr organisiert. „Wenn sich jemand nach Jahren an mich erinnert und mir erzählt, wie sehr er und seine Familie von einem unserer Kurse profitiert haben, ist das einfach ein großartiger Moment. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte, auf mich zukam und mich umarmte und sagte, dass ihr Sohn durch einen Computer-Kurs nun endlich einen Job gefunden hat und ihr Leben seither viel besser sei“, berichtet Naglaa, die selber von den kulturellen Kursen in SEKEM profitiert. Die Power-Frau mit einer stets positiven Ausstrahlung hat zum Beispiel kürzlich ihr Gesangstalent unter Beweis gestellt, als sie mit Kollegen ein Theaterstück aufführte.
Mehr als nur Hilfe zur Selbsthilfe
Ein Projekt, dass der Mutter von zwei Töchtern besonders am Herzen liegt und Naglaas unterschiedlichen Talente verbindet, ist eine Kampagne, die sie gemeinsam mit der Fakultät für Pharmazie an der Heliopolis Universität organisiert hat. Mit Hilfe eines Theaterstückes wird an öffentlichen Schulen versucht, das Bewusstsein für chronische Krankheiten zu fördern. “Es war sehr berührend, zu beobachten, mit welch einer Leidenschaft die Studierenden an der Thematik gearbeitet haben. Daraus resultierte sogar, dass die Studierenden von der Fakultät für Landwirtschaft plötzlich auch unbedingt eine gemeinnützige, ehrenamtliche Tätigkeit aufnehmen wollten. Wie sie mich unterstützten war einfach großartig – es hat wirklich mein Herz getroffen und mir unglaublich viel Energie gegeben,“ so die herzliche Ägypterin.
Mittlerweile ist Naglaa selber Mutter und vierzig Jahre alt. Noch immer sind aber die Spuren ihrer Mutter für sie von großer Bedeutung. Sie versucht es ihr gleich zu machen, indem sie sich zwar viel Zeit für ihre eigene Familie und ihren Beruf nimmt, aber immer auch dem Sozialen und dem Dienst für die Gemeinschaft und Gesellschaft große Bedeutung beimisst. Jetzt ist sie Vorbild und inspiriert andere dazu, ihre Leidenschaften zu finden und damit eine Aufgabe mit Sinn zu verfolgen.
Nadine Greiss
Lernen Sie Dalia Abdo kennen
SEKEMs Team für nachhaltige Entwicklung